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FÜNFZEHNTES KAPITEL Feldzug des Jahres 1741.

Wie ein Lauffeuer war die Nachricht von dem unvermuteten Einfall in Schlesien durch ganz Europa geflogen; alles war von Erstaunen über die Kühnheit des jungen Königs, der seine kleine Macht zum Kampf gegen das große Österreich führte, ergriffen; einige tadelten sein Unternehmen mild als eine Unbesonnenheit; andere erklärten es für ein ganz tollkühnes Beginnen. Der englische Minister in Wien behauptete, Friedrich verdiene in den politischen Bann getan zu werden. Denn wohl sah man ein, daß hiedurch der Friede, der seit kurzem in Europa zurückgekehrt war, auf geraume Zeit unterbrochen bleiben dürfte, daß nun auch andere Mächte auftreten würden, Ansprüche an die Erbschaft Karls VI. zu machen, und daß die pragmatische Sanktion nur ein schwaches Band sei. Wirklich machte bereits der Kurfürst Karl Albrecht von Bayern, der übrigens jene Sanktion nicht anerkannt hatte, Ansprüche auf das Erbe des Kaisers; auch strebte er selbst nach der Kaiserkrone; für jetzt indes fehlte es ihm an Mitteln, sich geltend zu machen. Größere Gefahr war von Frankreich zu befürchten, indem man leicht voraussetzen konnte, daß dasselbe seinen alten Kampf mit Österreich bei günstiger Gelegenheit gewiß wieder aufnehmen würde.