<153>macht, daß Neiße nur zum Scheine belagert und in vierzehn Tagen, gegen freien Abzug der Besatzung, an Friedrich übergeben werden solle; daß ein Teil der preußischen Truppen seine Winterquartiere in Oberschlesien nehmen, und daß nur des Scheines halber von Zeit zu Zeit ein kleiner Krieg geführt werden solle; daß der vollständige Vertrag bis zu Ende des Jahres abgeschlossen, daß aber über all diese vorläufigen Bedingungen das strengste Geheimnis, — dessen Friedrich natürlich im Verhältnis zu seinen Verbündeten bedurfte, — beobachtet werde. Er äußerte sich übrigens mit lebhafter Teilnahme für Maria Theresia und gab sogar zu verstehen, daß er, möglichenfalls, geneigt sein dürfe, auf ihre Seite zu treten.

Infolge dieses Übereinkommens ging Neipperg mit seiner Armee nach Mähren zurück. Neiße übergab sich nach zwölf Tagen; die österreichische Besatzung war noch nicht ausgezogen, als die preußischen Ingenieurs in der Festung bereits die neu anzulegenden Werke zeichneten. Ein Teil der preußischen Armee lagerte sich in Oberschlesien, ein anderer rückte in Böhmen ein; einige Regimenter wurden zur Blockade von Glatz abgeschickt.

Am 4. November traf Friedrich in Breslau ein, wohin die sämtlichen Fürsten und Stände des Herzogtums Niederschlesien bis an die Neiße beschieden waren, um die Erbhuldigung zu leisten. Der feierliche Einzug des Königs eröffnete eine Reihe festlicher Tage, welche die höheren und niederen Kreise der Stadt mit Jubel erfüllten. Dem Volke bereitete man ein seltenes Fest, indem man ihm einen gebratenen Ochsen überlieferte, der mit Kränzen geschmückt, mit größerem Geflügel gefüllt und mit kleineren Vögeln bespickt war; die letzteren hatte man kunstreich zu Wappengebilden, Namenszügen und dergleichen zusammengesetzt. Der 7. November war zum Huldigungstage bestimmt. Ein endloser Zug bewegte sich durch das Gedränge des Volkes nach dem Rathause, wo in dem Fürstensaale die Zeremonie vor sich gehen sollte. Seit Jahrhunderten hatte die Stadt keinen ihrer Regenten in ihren Mauern gesehen; die Vorbereitungen zur Huldigungsfeier waren mithin eben nur so gut getroffen, als es sich in der Eile tun ließ. Ein alter Kaiserthron war für die Zeremonie neu eingerichtet worden; den österreichischen Doppeladler, der darauf gestickt war, hatte man dadurch zum preußischen umgestaltet, daß ihm der eine Kopf abgenommen und Friedrichs Namenszug auf die Brust geheftet wurde. Friedrich bestieg, unter den glänzend Versammelten, den Thron in seiner einfachen militärischen Uniform. Der Marschall hatte das königliche Reichsschwert, das er zur Seite des Königs halten sollte, vergessen; Friedrich half dem Übelstande schnell ab, indem er den Degen, der Schlesien erobert hatte, aus der Scheide zog und ihn dem Marschall hinreichte. Nun ward den Versammelten eine Rede gehalten, worauf sie den Eid