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NEUNZEHNTS KAPITEL Feldzug des Jahres 1745.

Um seine Armee nicht zum zweiten Male den Mühseligkeiten des vorjährigen Feldzuges auszusetzen, hatte sich Friedrich entschlossen, den Angriff des Feindes auf Schlesien abzuwarten und seine ganze Macht an demjenigen Punkte, auf welchem der Feind eindringen würde, zusammenzuziehen. Ein wichtiger Vorteil für ihn war es dabei, daß Traun von der österreichischen Armee nach Italien abberufen und seine Stelle durch minder umsichtige Heerführer ersetzt war. Die Vorbereitungen der Österreicher deuteten mit Bestimmtheit darauf hin, daß dieser Angriff von Böhmen aus geschehen würde, obgleich, bald nach seiner Ankunft bei der Armee, zahlreiche Scharen leichter ungarischer Truppen in Oberschlesien einbrachen, um ihn in seinen Vermutungen irrezuführen. Er ließ sich hiedurch nicht täuschen; die Streifereien der Ungarn hatten nur die Folge, daß die preußische Reiterei Gelegenheit fand, ihre Kräfte zu üben und sich in einzelnen kühnen Gefechten Ruhm zu erwerben. Besonders zeichnete sich Winterfeldt in diesem kleinen Kriege aus.

Nachdem Friedrich zuerst nach Neiße gegangen war, zog er, im Mai, seine Hauptarmee vor den Gebirgen, welche die Grafschaft Glatz von Schlesien trennen,