« <248>losen Herrn zu verlassen und seine entsetzlichen Verbrechen nicht zu teilen, wofern sie sich nicht der Ahndung des Reichsoberhauptes bloßstellen wollten ». Sich gegen solche Vorwürfe, die er bereits vorausgesehen, zu rechtfertigen, hatte Friedrich beschlossen, die ganze Reihenfolge der zu seinem Verderben angesponnenen Verhandlungen, die er in Abschriften aus dem Dresdener Archiv in Händen hatte, durch den Druck zu veröffentlichen. Damit man aber nicht imstande sei, die Echtheit dieser Verhandlungen zu leugnen, so sah er sich genötigt, sich der Originalschriften zu bemächtigen. Doch hatte man sich auch sächsischerseits auf einen solchen Fall bereits gefaßt gemacht. Das Archiv sollte nach Polen geschickt werden; bei der Nähe der Gefahr hatte man dasselbe einstweilen in die Gemächer der Königin gebracht, und sie, die eine ebenso erklärte Feindin Friedrichs war, wie Brühl, bewahrte selbst die Schlüssel zu den Schränken. Sie sah sich indessen genötigt, die Schlüssel herauszugeben; ihr Zaudern, ihre Bitten waren umsonst; die Schränke wurden geöffnet, und das Archiv wanderte unverzüglich nach Berlin. In wenig Tagen erschien eine ausführliche, mit allen Urkunden belegte Darstellung jener Verhandlungen im Drucke. Von Seiten der Gegner erfolgte hierauf eine Menge von Gegenschriften, die indes nicht die Echtheit der Urkunden, sondern nur die Schlußfolgerungen, die Friedrich aus ihnen ziehen mußte, angriffen.

Mit König August hatte Friedrich seit seinem Einmarsche in Sachsen in unausgesetzter Korrespondenz gestanden. Er verlangte von ihm entweder die tätlichen Beweise einer vollkommenen Neutralität oder, noch lieber, eine Verbindung zum gemeinsamen Wirken gegen Österreich. Friedrich hatte die Mittel, seinen Anforderungen einen energischen Nachdruck zu geben. Ein Sturm auf das sächsische Lager schien zwar, wenn nicht unausführbar, so doch mit allzu vielem Blutvergießen verbunden. Aber das Lager war von allen Seiten so fest durch preußische Truppen eingeschlossen, daß den Sachsen jede Gelegenheit genommen ward, sich mit Nahrungsmitteln, daran sie schon Mangel zu leiden begannen, zu versehen; nur für die Küche König Augusts, der von Entbehrung keinen Begriff hatte, war freier Transport verstattet worden. Zugleich lag es in der eigentümlichen Stellung der Sachsen, daß ein Angriff von ihrer Seite auf die Preußen ihnen ebensoviel Gefahr bringen mußte, wie der umgekehrte Fall ihren Gegnern. So durfte Friedrich hoffen, daß der Hunger sie in kurzer Frist zur Ergebung zwingen würde. Doch gab August den Anträgen Friedrichs kein weiteres Gehör, als daß sich letzterer mit dem Versprechen der Neutralität begnügen möge. Auf ein solches allgemeines Versprechen hin hatte aber Friedrich nicht Lust, sein Heer nach Böhmen zu führen; die früheren Erfahrungen in Sachsen hatten ihn hinreichend die Gefahr kennen gelehrt, der er sich aussetze,