<25>mit allen Regeln des kleinen Dienstes als mit den kriegerischen Wissenschaften vertraut zu machen. Sobald es passend war, mußte er die Kinderkleider ausziehen und eine militärische Uniform anlegen, auch sich zu der Frisur, die damals bei der preußischen Armee eingeführt war, bequemen. Dies letztere war freilich ein trauriges Ereignis für den Knaben, denn er hatte bis dahin sein schönes blondes Haar in frei flatternden Locken getragen und seine Freude daran gehabt. Aber dem Willen des Vaters war nicht füglich zu widersprechen. Dieser ließ eines Tages einen Hofchirurgus kommen, dem Prinzen die Seitenhaare abzuschneiden. Ohne Weigerung mußte sich der Prinz auf einen Stuhl setzen, aber der bevorstehende Verlust trieb ihm die Tränen ins Auge. Der Chirurg indes hatte Mitleid mit dem Armen; er begann sein Geschäft mit so großer Umständlichkeit, daß der König, der die Vollziehung seines Befehls beaufsichtigte, bald zerstreut wurde und andere Dinge vornahm. Den günstigen Moment benutzte der Chirurg, kämmte den größten Teil der Seitenhaare nach dem Hinterkopf und schnitt nicht mehr ab, als die äußerste Notwendigkeit erforderte. Friedrich hat später dem Chirurgen die Schonung seiner kindischen Tränen mit dankbarer Anerkennung belohnt.

Zur Übung des Kronprinzen im kleinen Waffendienste war schon im Jahre 1717 eine kronprinzliche Kadetten-Kompagnie, die später auf ein Bataillon vermehrt ward, eingerichtet worden. Hier war der siebzehnjährige Kadetten-Unteroffizier von Rentzell der Waffenmeister des Kronprinzen; andere Eigenschaften des jungen Unteroffiziers, namentlich dessen Neigung zur Musik und zum Flötenspiel, führten bald auch ein näheres Verhältnis zwischen Beiden herbei. In seinem zwölften Jahre hatte der Kronprinz schon so bedeutende Gewandtheit in den soldatischen Künsten erlangt, daß er sein kleines Heer zur großen Zufriedenheit seines Großvaters mütterlicher Seite, des Königs von England, exerzieren konnte, als dieser in Berlin zum Besuche war und, zwar durch Krankheit ans Zimmer gefesselt, vom Fenster aus die militärischen Festlichkeiten in Augenschein nahm. Auch anderweitig sorgte der König, um dem Prinzen das Kriegswesen interessant zu machen. So ließ er z. B. einen großen Saal des Schlosses zu Berlin zu einem kleinen Zeughause einrichten, und Kanonen und allerlei kleine Gewehre in demselben aufstellen. Hier lernte der Kronprinz spielend den Gebrauch der verschiedenen, zur Kriegführung nötigen Instrumente kennen. Im vierzehnten Jahre wurde Friedrich zum Hauptmann ernannt, im fünfzehnten zum Major, im siebzehnten zum Oberstleutnant; in diesen Stellen hatte er, gleich jedem andern, die regelmäßigen Dienste zu leisten.

Bei den großen Paraden und den Generalrevuen, die in der Nähe von Berlin gehalten wurden, mußte stets die ganze königliche Familie gegenwärtig sein. So war