<259>Den Oberbefehl über die österreichische Armee führte noch der Feldmarschall Browne. Sein Plan war, Friedrich in Sachsen anzugreifen und auf diese Weise dieselben Vorteile zu erstreben, die Friedrich selbst seither bei seinen raschen Angriffen zu erreichen gewußt hatte. Er hatte demgemäß eine vorteilhafte Aufstellung seiner Truppenkorps angeordnet und Magazine in der Nähe der sächsischen Grenze eingerichtet. Friedrich tat, als ob er dem Gegner freies Spiel lassen wolle; er verschanzte Dresden und sprengte das Gerücht aus, daß er den Angriff der Österreicher abwarten werde. Plötzlich sandte das österreichische Kabinett an Brownes Stelle den Prinzen Karl von Lothringen, den Bruder des Kaisers, den nach der Stelle des Oberbefehlshabers gelüstete. Prinz Karl brachte ein anderes Operationssystem mit und machte mancherlei Veränderungen in den bisherigen Anordnungen, ohne jedoch den alten Plan durch einen neuen von gleicher Konsequenz zu ersetzen. Dies kam Friedrich höchst erwünscht; er fuhr in seinen Scheinmaßregeln fort und wiegte die Feinde in stolze Sicherheit. Ehe es sich diese versahen, drang nun, gegen Ende April, seine Armee von vier Seiten, gleich vier reißenden Bergströmen, in Böhmen ein, trieb die einzelnen Truppenkorps der Österreicher, die noch auf weitere Verstärkungen warteten, vor sich her und nahm ihnen die Magazine weg. Nur eins der österreichischen Korps wagte Widerstand; aber es wurde von dem Herzog von Bevern, der aus der Lausitz in Böhmen einrückte, bei Reichenberg geschlagen.

Bei Prag vereinigte sich der größere Teil der österreichischen Korps zu einer bedeutenden Macht. Dorthin gingen auch, nach Friedrichs Anordnung, die preußischen Truppen, um den entscheidenden Kampf zu beginnen. Am 6. Mai, in morgendlicher Frühe, traf die preußische Hauptmacht unter Friedrich, Schwerin und dem Herzog von Bevern, am rechten Elbufer unterhalb Prag zusammen, während ein viertes Korps, unter dem Prinzen Moritz von Dessau, den Befehl hatte, Prag auf dem linken Elbufer zu umgehen, dann über den Fluß zu setzen und dem Feinde in den Rücken zu fallen. Friedrich eröffnete Schwerin seine Absicht, die Österreicher unverzüglich anzugreifen und ihnen keine Zeit zur weiteren Besinnung zu lassen. In der Tat waren diese auch auf die Nähe der Preußen so wenig vorbereitet, daß sie davon erst durch einige Schüsse, die bei der Vereinigung der preußischen Armee gegen einen Kroatenhaufen fielen, benachrichtigt wurden; sie begannen jetzt erst, zum Teil mit Hinterlassung des Gepäckes und Feldgerätes, sich in Schlachtordnung zu stellen. Schwerin aber stellte dem Könige vor, daß die Truppen durch nächtlichen Marsch ermüdet seien, daß man dem Feinde nur auf Umwegen beikommen könne und daß man überhaupt von der Beschaffenheit des Bodens keine genaue Kenntnis habe. Als jedoch Friedrich auf seinem Willen bestand, so drückte der alte Feldmar-