<270>in der Stadt kommandierte und durch eine Marketenderin, die von Kolin aus nach Prag gekommen war, die Siegesnachricht erhalten hatte, ihnen ein besonderes Hindernis in den Weg gelegt hätte. Erst auf die letzten Abteilungen der preußischen Truppen, die zu lange gesäumt hatten, wagte er einen Ausfall und brachte ihnen allerdings einen, obschon nicht bedeutenden Verlust bei. Noch weniger unternahm Daun zur Verfolgung der Preußen; er ließ in seinem Lager, während die beiden preußischen Armeen sich vereinigten, ruhig den ambrosianischen Lobgesang anstimmen. Dann ging er mit seiner Armee nach Prag, sich mit dem Prinzen von Lothringen zu verbinden.

Friedrich hatte die Absicht, sich so lange als möglich in Böhmen zu halten, vornehmlich, um aus dem nördlichen Teile des Landes vorerst alle Lebensmittel an sich zu ziehen und dadurch die künftigen Unternehmungen des Feindes auf Sachsen zu erschweren. Er hatte deshalb seine Armee in zwei Hauptkorps geteilt, die zu beiden Seiten der Elbe in festen Stellungen standen. Das auf der östlichen Seite, welches sich später nach der Lausitz zurückziehen sollte, führte sein Bruder, der Prinz von Preußen. Die österreichische Armee war mehrere Wochen untätig gewesen; dann wandte sie sich mit ihrer Hauptmacht gegen das Korps des Prinzen von Preußen. Dieser, der die Gefahr drohend gegen sich heranschreiten sah, ließ Friedrich mehrfach von den Bewegungen des Feindes benachrichtigen; aber Friedrich wollte auch jetzt, wie vor der Koliner Schlacht, den Nachrichten über die Stärke und über die Entschlossenheit der Gegner keinen Glauben beimessen. Endlich sah Prinz Wilhelm sich zu eiligem Rückzuge gegen Zittau, wo ein bedeutendes Magazin vorhanden war, genötigt. Aber er wählte hiezu eine minder günstige, mit mannigfachen Hindernissen verknüpfte Straße durch das Gebirge, so daß dieser Rückzug aufs neue der preußischen Armee einen bedeutenden Verlust zufügte, während der Feind zugleich auf einer kürzeren Straße gegen Zittau vordrang. Hier trafen beide Heere gegeneinander. Eine Schlacht vermied Prinz Wilhelm; aber der Prinz von Lothringen richtete gegen die Stadt Zittau, deren Magazine durch eine geringe Schar von Preußen verteidigt wurden, ein barbarisches Bombardement, welches die blühende Handelsstadt in einen Trümmerhaufen verwandelte. Auf die Nachricht von dem Rückzuge seines Bruders war auch Friedrich mit seiner Armee nach Sachsen gegangen. Nachdem er hier die Grenzen versichert, führte er den Hauptteil seiner Truppen zu der Armee des Prinzen Wilhelm. In Bautzen traf er mit letzterem zusammen. Die Begegnung war nicht freundlich. Der Prinz und sämtliche Generale seiner Armee (mit Ausnahme Winterfeldts, den Friedrich dem Prinzen, gewissermaßen als Ratgeber, beigegeben) mußten die härtesten