<277> Jetzt, um zu enden meine Pein,
Gleich jenen Armen, die im Kerker schmachten,
Die ihrem grausen Schicksal, ihren Henkern
Trotz bietend, kühnen Muts die Ketten brechen;
Zerreiß' auch ich — nicht sorg ich ob des Mittels! —
Das unglücksvolle, feingewebte Band,
Das allzulange schon an diesen Leib,
Den gramzernagten, meinen Geist gefesselt.

Leb wohl, d'Argens! In diesem Bilde siehst
Du meines Todes Ursach. Denke nicht,
Ich bitte dich darum, daß aus dem Nichts
Des Grabes ich nach Götterwürde dürste.
Die Freundschaft fordert Eines nur von dir:
Solang' hienieden noch des Himmels Fackel
Die Tage dir erhellt, indes ich ruhe,
Und wenn der Frühling neu erscheint und dir
Aus reichem Schoße holde Blumen beut,
Dann jedesmal, mit Myrten und mit Rosen,
Sollst schmücken du mein Grab!

Aber daß es dem Könige gegeben war, seinen Gram in Worten auszusprechen, daß er ihm, als ein künstlerisches Gebilde, aus seinem Innern abgetrennt vor sich hinstellen konnte, das war es, was ihn befreite. Die Poesie war das Gegengift, welches er bei sich trug und welches ihn vor dem letzten furchtbaren Schritte schützte. Und bald klingt wieder in seinen Gedichten ein anderer Ton, als der der gänzlichen Hoffnungslosigkeit; er wagt es, wieder mutig in die Zukunft zu schauen; er reißt sich, mitten aus der Verzweiflung seiner damaligen Lage, in kühner Begeisterung empor und verkündet das siegreiche Ende des schreckenvollen Kampfes. So ruft er in einer Ode, die seinem jüngeren Bruder, dem Prinzen Heinrich, gewidmet ist, seinem Volke die Worte zu:

Ihr Preußen, hört! zu euch spricht des Orakels Stimme,
Zu euch, die dem Geschick und seinem herben Grimme
Ihr wurdet Untertan:
Noch immer hat ein Volk, im Werden seiner Größe,
Bis an das Ziel durcheilt gar ohne dräu'nde Stöße
Des Glückes Siegerbahn!

Er verweiset die Preußen auf das Beispiel des römischen Volkes, das ebenfalls unter tausend Gefahren groß und weltherrschend geworden war. Dann wendet er sich an seinen Bruder: