« <284>Dessen aber ohngeachtet fallete mich er Freiherr von Plotho mit allem Grimme an, ergriffe mich bei denen vorderen Theilen meines Mantels, mit dem Vermelden: Willst du es zurücknehmen? Da mich nun dessen geweigert, stoßete und schube er sothane Citation vorwärts zwischen meinen Rock mit aller Gewalt hinein, und da er mich annoch bei den Mantel haltend zum Zimmer hinausgedrucket, rufete er zu denen zweien vorhanden gewesenen Bedienten: Werfet ihn über den Gang hinunter! » — Damit hatte es für diesmal sein Bewenden; denn bald erfocht Friedrich neue Siege, die dem Reichshofrat etwas mehr Bedachtsamkeit einflößten.

Friedrich hatte jetzt die Absicht, nach Schlesien zu gehen, wo der Herzog von Bevern hart bedrängt ward, als er plötzlich die Nachricht erhielt, daß die verbündete Armee der Reichstruppen und Franzosen, verstärkt durch ein Korps von Richelieus Armee, sich aus ihrer bisherigen Untätigkeit emporgerafft habe, nach Sachsen vordringe und zum Teil bereits in die Nähe von Leipzig gekommen sei. Er beschloß also, sich vorerst aufs neue gegen diesen Feind zu wenden und ihn wieder nach Thüringen zurückzudrängen, damit derselbe nicht in allzu großer Nähe von Kursachsen — der Monat Oktober ging bereits zu Ende — seine Winterquartiere nehmen könne. In großer Schnelligkeit hatte Friedrich die verschiedenen Korps seiner Armee zusammengezogen und Leipzig gedeckt. Die feindliche Armee wich bis zur Saale zurück und besetzte, um den Übergang der Preußen über diesen Fluß zu verhindern, die Städte Halle, Merseburg und Weißenfels. Friedrich folgte den Gegnern rasch und drang selbst, an der Spitze des Vortrabes seiner Armee, in Weißenfels ein, während die Feinde sich über den Fluß flüchteten; sie zündeten die dortige, zierlich überbaute Brücke an, um Friedrich vom jenseitigen Ufer abzuschneiden, lieferten dadurch aber, indem dies zu eilfertig geschah, eine bedeutende Anzahl ihrer eignen Truppen in die Hände der Preußen. Friedrich wünschte die Brücke zu retten; doch hatte man dieselbe mit leicht brennbaren Stoffen ausgefüllt, so daß sie in einem Augenblicke ganz in Flammen stand; zugleich hinderte ein scharfes Musketenfeuer die Löschanstalten der Preußen. Als Friedrich hierauf am Ufer des Flusses rekognoszieren ritt, ward ihm eine drohende Gefahr bereitet, der er nur durch den Edelmut des französischen Anführers, des Herzogs von Crillon, entging. Dieser hatte nämlich zwei Offizieren den Auftrag gegeben, von einer kleinen Insel in der Saale die Bewegungen der Preußen zu beobachten. Einer von ihnen brachte die eilige Nachricht von der Nähe des Königs und fragte um Erlaubnis, ob er, durch das Gebüsch der Insel gedeckt, auf ihn schießen dürfe. Aber der Herzog erwiderte, nicht zu diesem Zwecke habe er dem Offizier den Posten auf der Insel gegeben: die geheiligte Person eines Königs müsse stets verehrt werden.