<286>wenig Lob verdiene; und daß endlich Übermut in der Regel der Vorbote des Falles zu sein pflegt.

Der Morgen des 5. November brach an, und Friedrich erhielt die Nachricht, daß die Feinde ihre Stellung verließen. Sie rückten im weiten Bogen um Friedrichs Armee, während ein einzelnes Korps ihm gegenüber stehen blieb. Offenbar war es ihre Absicht, ihm den Rückzug abzuschneiden, ihn von allen Seiten einzuschließen und so zu erdrücken. Friedrich blieb den Vormittag über, als ahne er nichts von der Gefahr, die ihm bereitet ward, ganz ruhig zu Roßbach, ließ die Mittagstafel bereiten und setzte sich mit seinen Generalen zu Tisch. Die Feinde waren entzückt über diese Ruhe der preußischen Armee; die Führer der letzteren aber, die den Plan des Königs ahnten, hatten in der Stille alles zum Aufbruch bereitgemacht. Endlich, halb drei Uhr nach Mittag gab Friedrich den Befehl zum Ausrücken; in weniger als einer halben Stunde war das ganze Lager abgebrochen, und die französischen Offiziere zollten selbst der Schnelligkeit, mit der dies geschah, so viele Bewunderung, daß sie es die Verwandlung einer Operndekoration nannten. Aber jetzt fürchteten sie, die preußische Armee möchte ihnen entschlüpfen, und um so eiliger setzten die Kolonnen des feindlichen Heeres ihren Marsch fort. Indes rückte Friedrich in ähnlicher Richtung vor. Die Reiterei, die von Seydlitz geführt ward, machte den Vortrab aus und verschwand den Blicken der Feinde hinter einer Hügelreihe, während die nachfolgende Infanterie zum Teil durch einen sumpfigen Boden gedeckt ward. Nun wurden auf dem bedeutendsten jener Hügel die preußischen Kanonen aufgefahren; ihr Donner begann den Kampf, ihre Stellung machte das Feuer sehr wirksam, während die feindlichen Kanonen aus der Tiefe wenig ausrichten konnten. Durch einen sonderbaren Zufall war zwischen beiden Armeen eine große Menge von Hasen eingeschlossen; diese wurden jetzt durch den Geschützdonner aufgeschreckt und machten vergebliche Versuche, nach der einen oder andern Seite durchzubrechen. Als eine der ersten französischen Kugeln einen von den Hasen vor der Front der preußischen Truppen zerschmetterte, riefen diese jubelnd aus: « Es wird alles gut gehen, die Franzosen schießen einander selbst tot! »

Immer mehr waren die feindlichen Kolonnen, die Kavallerie an ihrer Spitze, geeilt, um den Preußen ganz sicher in den Rücken zu fallen. Indes aber hatte sie Seydlitz, ungesehen, bereits überflügelt. Plötzlich hält er mit seinen rüstigen Schwadronen auf der Höhe; er gewahrt den günstigen Augenblick und beschließt den Angriff, ohne die Infanterie erst abzuwarten. Seine Reihen stehen in fester Ordnung da; er reitet weit voraus, der ganzen Linie sichtbar, schleudert zum Zeichen des Angriffs seine Tabakspfeife in die Luft, und augenblicklich stürmen die Scharen