<30>der König gedachte mit Strenge durchzugreifen, aber er machte sich dadurch das Herz des Sohnes nur immer mehr abwendig. « Fritz ist ein Querpfeifer und Poet », so rief der König oft im Unmut aus; « er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben! »

Diese Mißstimmung war um so trauriger und sie machte um so verderblichere Fortschritte, als es an einer Mittelsperson fehlte, die zugleich das Vertrauen des Vaters und des Sohnes gehabt und nach beiden Seiten hin begütigend und abmahnend gewirkt hätte. Die Mutter hätte in solcher Stellung für den Frieden des königlichen Hauses äußerst wohltätig sein können; leider jedoch war alles, was sie tat, nur geeignet, das Mißverhältnis immer weiter zu fördern. Die angeborene Güte ihres Herzens war nicht so stark, daß sie es über sich vermocht hätte, sich, mit Aufopferung ihrer eigenen Wünsche, dem Willen des Königs unterzuordnen. Schon in früheren Jahren, wenn sie zu bemerken glaubte, daß die Kinder dem Vater größere Liebe bewiesen als ihr, fand sich hiedurch ihr mütterliches Gefühl gekränkt, und um ihre vermeintlichen Vorrechte zu behaupten, ging sie sogar so weit, den Kindern in einzelnen Fällen Ungehorsam gegen den Vater einzuprägen. Leicht mag hiedurch der erste Same zu dem unerfreulichen Verhältnis zwischen Vater und Sohn ausgestreut worden sein. Von schlimmeren Folgen war ein Plan, den sie, zunächst zwar mit Übereinstimmung des Königs, gefaßt hatte und den sie mit Hartnäckigkeit, trotz der widerwärtigsten Zustände, die daraus entsprangen, festzuhalten strebte. Es war der Plan, das Haus ihres Vaters durch eine Doppelheirat aufs neue mit dem ihrigen zu verbinden, um dereinst die Krone von England auf dem Haupte ihrer ältesten Tochter zu erblicken. Prinzessin Wilhelmine sollte nämlich dem Sohne des damaligen Kronprinzen von England, des Bruders der Königin, verlobt werden, während der Kronprinz Friedrich eine englische Prinzessin heiraten sollte. Schon früh war von diesem Plane gesprochen worden, und man hatte sich von beiden Seiten dazu bereit erklärt; auch kam es, trotz verschiedener Zögerungen, die durch unwürdige Zwischenträgereien hervorgerufen waren und die dem König von Preußen manchen Verdruß verursacht hatten, in der Tat zu einigen näheren vorläufigen Bestimmungen zwischen beiden Höfen. Ja die Folgen hievon waren so bedeutend, daß Friedrich Wilhelm sich, im Jahre 1725, zu einem Bündnis mit England und Frankreich, welches einem zwischen Österreich und Spanien abgeschlossenen Bündnisse die Waage halten sollte, überreden ließ, so sehr er im Grunde seines Herzens überzeugt war, daß für Deutschland nur aus dem festen Zusammenhalten seiner einzelnen Glieder Heil erstehen könne. Aber immer und immer wieder wurde von England der letzte Abschluß, rücksichtlich jener beabsichtigten Doppelheirat, hinausgeschoben. Es