<307>Die Verbindung Österreichs mit Frankreich und Rußland ward im Gegenteil enger geschlossen als bisher. Frankreich versprach erneute Rüstungen und fernere Subsidien an Rußland. Die russische Kaiserin aber suchte den Rückzug ihres Heeres aus Preußen, der in ihrer Krankheit wider ihren Willen geschehen war, dadurch gut zu machen, daß sie schleunig einen zweiten Einmarsch dieses Heeres in Preußen anordnete. Friedrich, der eben erst die Winterquartiere bezogen hatte, konnte dies nicht verhindern. Am 16. Januar bereits brach die russische Armee unter dem Feldmarschall Fermor von Memel auf und zog, da sie keinen Widerstand fand, sechs Tage darauf unter großer Feierlichkeit in Königsberg ein. Die Stadt mußte der russischen Kaiserin an Friedrichs Geburtstage huldigen, die öffentlichen Einnahmen wurden mit Beschlag belegt, die Verwaltung wurde durch russische Vorgesetzte geleitet und ganz Ostpreußen als eine russische Provinz betrachtet. Fermor wurde zum Generalgouverneur ernannt und erhielt vom Kaiser die Würde eines Reichsgrafen.

Dagegen ward nun auch die Verbindung Friedrichs mit England um so fester geknüpft. William Pitt, der englische Staatssekretär, der jetzt an der Spitze des dortigen Ministeriums stand und Friedrichs Größe mit hellem Auge erkannt hatte, nutzte die günstige Stimmung des Volkes und des Parlamentes, so daß am 11. April 1758 ein neuer Alliance- und Subsidien-Traktat zustande kam, durch welchen England sich verpflichtete, die hannoversche Armee durch englische Truppen zu verstärken und an Friedrich jährlich eine Summe von 670,000 Pfund Sterling als Hilfsgelder zu zahlen. Friedrich sandte dafür einige preußische Regimenter zur Verstärkung der hannöverschen Armee. Hilfsgelder von einer fremden Nation anzunehmen, stimmte freilich nicht mit seiner hochherzigen Gesinnung überein; er hätte lieber eine englische Flotte in der Ostsee zu seinem Beistande gesehen. Dies lehnten die Engländer jedoch ab; und da sich jetzt das Herzogtum Preußen und die westfälischen Provinzen in den Händen der Feinde befanden, so war Friedrich durch die unerbittliche Notwendigkeit dazu gezwungen; ja, er mußte sogar, um den dringenden Bedürfnissen zu begegnen, noch auf eine weitere Vermehrung jener Summe denken und sie in zehn Million Taler von geringerem Gehalte umprägen lassen. Denn wenn auch Sachsen starke Kontributionen zahlte, wenn Mecklenburg — dessen Herzog sich besonders feindlich erwies und vor allen deutschen Fürsten auf die Achtserklärung drang — noch härter büßen mußte, so reichte das alles doch nicht hin, um alle diejenigen Zurüstungen fortzusetzen, welche die Übermacht der Feinde nötig machte.

Friedrich war den Winter über, den er zumeist in Breslau zubrachte, damit beschäftigt, sein Heer wieder in den früheren Stand zu setzen. Die großen Schlachten