<336>le Catt, als die Nachricht von dem Tode der Markgräfin eingelaufen war, eines Abends in den Predigten des berühmten Kanzelredners Bourdaloue lesend fand. Le Catt, den König zu erheitern, redete ihn scherzend an: « Es scheint, als wollten Ew. Majestät gar bigott werden. » Friedrich antwortete nichts; und als der Vorleser am nächsten Tage zur gewöhnlichen Stunde wiederkam, reichte er ihm eine Rolle schwarzgeränderten Papiers, mit dem Bedeuten, die Schrift in seiner Wohnung durchzulesen. Es war eine Predigt über einen besondern biblischen Text, die Friedrich, seinen gegenwärtigen Umständen gemäß, ausgearbeitet hatte. Le Catt hielt es für seine Pflicht, dem Könige Trost einzusprechen; dieser dankte für die Teilnahme, versicherte, daß er alles zur günstigen Veränderung seiner Lage versuchen werde, und schloß mit den bedeutenden Worten: « Auf allen Fall habe ich etwas, womit ich das Trauerspiel schließen kann. » Aber nicht dies geheimnisvolle fremde Etwas (ohne Zweifel das Gift, das er bei sich trug), die eigne Größe seines Geistes war es, was der traurigen Katastrophe schnell eine wunderbare Wendung gab. Wie er seinen Schmerz bezwingen und ihm Worte — hier merkwürdigerweise die Worte der Kanzel — zu verleihen wußte, so auch hatte er bereits alle Verhältnisse der Gefahr, die ihn äußerlich umfangen hielt, überschaut und sie seinem Glücke dienstbar gemacht; so konnte er, während Daun die günstige Zeit zu keinem erneuten Angriffe benutzte, mit Zuversicht die kühnen Worte aussprechen, die in eines jeden andern Munde eitel Prahlerei gewesen wären: « Daun hat uns aus dem Schach gelassen, das Spiel ist nicht verloren; wir werden uns hier einige Tage erholen, alsdann nach Schlesien gehen und Neiße befreien! »