<345>bereits im Zweiten schlesischen Kriege den Ehrennamen des preußischen Leonidas erworben und auch bei Leuthen sich aufs rühmlichste ausgezeichnet hatte. Wedell aber war einer der jüngsten Generale der Armee; um daher seine älteren Genossen nicht zu kränken, wohl aber auch, um ihn durch eine ganz ungewöhnliche Ehre zur höchsten Begeisterung zu entflammen, ernannte ihn Friedrich förmlich, nach römischer Sitte, zum Diktator. « Bei dem Heere stellt Er nunmehr (mit diesen Worten entließ ihn der König) meine Person vor; was Er befiehlt, geschieht in meinem Namen, als wäre ich selbst gegenwärtig. Ich habe Ihn bei Leuthen kennengelernt, und setze in Ihn das unbegrenzte Vertrauen, Er werde ebenso, wie mancher von den Römern ernannte Diktator, auch meine Angelegenheiten an der Oder verbessern. Ich befehle ihm daher, die Russen anzugreifen, wo Er sie findet, sie tüchtig zu schlagen und dadurch ihre Vereinigung mit den Österreichern zu verhindern. »

Wedell traf die Russen in der Gegend von Züllichau, wo sie, bei dem Dorfe Kay, eine sehr günstige Stellung angenommen hatten. Ohne darauf zu achten und nur an den Befehl des Königs gedenkend, griff er sie, am 23. Juli, mit seiner dreimal geringeren Macht an. Aber die persönliche Tapferkeit des Diktators und seiner Untergebenen fruchtete nichts gegen die Übermacht und gegen die Ungunst der örtlichen Verhältnisse. Vergebens waren die bis zur Nacht fortgesetzten Angriffe; die Preußen mußten mit einem Verluste von mehr als 8000 Mann das Feld räumen. Die Russen rückten bis Frankfurt vor, und hier stieß ein österreichisches Korps, von Loudon geführt, zu ihnen.

Jetzt war für Friedrich die größte Gefahr im Anzuge. Schnell entschloß er sich, in eigner Person den Russen entgegenzutreten. Er berief den Prinzen Heinrich mit