<354>Doppelt erwünscht kam dem Könige diese Stockung in den feindlichen Unternehmungen, da sich unterdessen in Sachsen die drohendste Gefahr bereitet hatte. Die Reichsarmee war in das, von Truppen fast ganz entblößte Land eingerückt, hatte in kurzer Frist Leipzig, Torgau und Wittenberg erobert und schritt zur Belagerung von Dresden. Schmettau, der die preußische Besatzung in Dresden kommandierte, schickte sich zu einer ebenso hartnäckigen Verteidigung, wie im vorigen Jahre, an; da empfing er einen Befehl, den Friedrich unmittelbar nach der Niederlage von Kunersdorf, in seiner größten Bedrängnis, geschrieben hatte, daß er es nicht auf das Äußerste ankommen lassen und vornehmlich nur darauf bedacht sein solle, die königlichen Kassen zu retten. Dieser Befehl nahm ihm plötzlich den Mut zur weiteren Verteidigung; er ahnte es nicht, daß Friedrich sofort zwei Korps zum Entsätze gesandt hatte und daß diese schon in der Nähe waren; er kapitulierte, und auch Dresden ging in die Hände der Feinde über.

Prinz Heinrich hatte ruhig in seinem Lager bei Schmottseifen, an der schlesischen Grenze, gestanden und bis dahin für seine Ruhe nur den Spott der Österreicher eingeerntet. Jetzt brach er plötzlich im Rücken des österreichischen Heeres auf, schlug einzelne Abteilungen desselben, vernichtete die Magazine, aus denen Daun seinen Unterhalt bezog, und nötigte diesen, sich gegen ihn zu wenden. Daun gedachte, nach so unangenehmer Veränderung der Dinge, den Prinzen nur von Sachsen abzuhalten; aber dieser kam ihm zuvor. Schon hatten jene von Friedrich abgesandten Korps glückliche Fortschritte gemacht und Heinrich konnte sich nun mit ihnen vereinigen. Daun aber, der um alles Sachsen, das wichtigste Ziel der österreichischen Operationen, nicht aufgeben wollte, verließ hierauf ganz die Stellung in der Nähe der russischen Armee; er wandte sich gegen Prinz Heinrich, und nun begann zwischen beiden eine Reihe künstlicher Manöver, die es, außer manchen einzelnen, für die Preußen glücklichen Gefechten, endlich dahin brachten, daß die Österreicher und die mit ihnen verbundene Reichsarmee den größten Teil ihrer sächsischen Eroberungen verloren, und daß vornehmlich nur Dresden allein in ihren Händen blieb.

Die Russen hatten indes ihr Lager in der Nähe von Frankfurt verlassen und sich südlich, gegen die schlesischen Grenzen, gewandt. Friedrich war ihnen zur Seite gefolgt. Als aber Soltikof hörte, daß Daun sich, statt der russischen Armee eine versprochene neue Verstärkung (das Loudonsche Korps befand sich noch bei den Russen) zuzuschicken, mit seiner ganzen Macht nach Sachsen gewandt habe, als es auch an dem versprochenen Proviant gebrach, da entschloß er sich, nach Polen zurückzukehren. Daun ließ ihm statt des Proviantes eine Unterstützung an Geld anbieten, aber Soltikof antwortete, die Russen äßen kein Geld. Daun jedoch wünschte