<36>als König Johann Sobieski von Polen starb; er ließ kein Mittel unversucht, bis es ihm gelang, die genügende Anzahl einflußreicher Wahlstimmen für sich zu gewinnen. Gleichgültig tauschte er den alten protestantischen Glauben seines Hauses gegen den katholischen um, da nur ein katholischer König über der polnischen Republik herrschen durfte; vielleicht aber sagte ihm auch das Schaugepränge der katholischen Kirche mehr zu als der einfache protestantische Gottesdienst, Unermeßliche Summe, die das Land seiner Väter hergeben mußte, wurden verschwendet, um die polnische Krone zu erwerben und der neuen Würde gemäß hinlänglich glänzend und stattlich vor den Augen der Welt auftreten zu können; noch mehr verschlangen die nutzlosen Kriege, in die König August Polens wegen verwickelt ward, und zu deren kräftiger Durchführung ihm alles höhere Feldherrntalent mangelte, wie ritterlich auch sein persönliches Benehmen sein mochte. Dresden wurde durch ihn zu einem der prächtigsten Orte Europas umgeschaffen; wie Kaiser Augustus durfte er sich rühmen, daß er seine Residenz als eine Ziegelstadt empfangen und daß er sie als eine Stadt von Steinen (wenn auch nicht von Marmor) hinterlassen habe. Die reichsten Gebäude, welche die anmutige Beherrscherin der Elbe noch heute schmücken, wurden durch ihn erbaut, die vielgefeierten Kunstsammlungen Dresdens durch ihn gegründet. Eine unerschöpfliche Meisterschaft besaß er in der Anordnung von Festlichkeiten, welche die kühnsten Phantasien der Dichter lebendig zu machen schienen; darin wich er keinem unter den damaligen Meistern der Lust. Man hat es berechnet, daß seine Regierung dem Lande an 100 Millionen gekostet hat.

König August zählte acht und fünfzig Jahre; fort und fort war im Laufe seines Lebens eine Geliebte der andern gefolgt, die Menge seiner Kinder war kaum zu zählen. Unter seinen Söhnen war Moritz, Graf von Sachsen, der nachmals als Marschall der französischen Heere einen so berühmten Namen erlangt hat, einer der ausgezeichnetsten; mit diesem schloß Friedrich eine innige Freundschaft, die bis an den Tod des Marschalls währte. Unter den Töchtern des Königs glänzte vor allen Anna, die den Titel einer Gräfin von Orzelska führte, hervor; sie besonders stand zu dem Könige in einem näheren Verhältnisse. Sie war einige Jahre älter als Friedrich; ihr schöner Wuchs, ihr adliger Anstand, die feine Nildung ihres Geistes, die heitere Laune, von der sie beseelt war, gaben ihr etwas unwiderstehlich Anziehendes. Nicht selten erschien sie in Mannskleidern, die aber nur dazu dienten, den Reiz ihrer Erscheinung zu erhöhen. Friedrich fühlte sich bald von glühender Leidenschaft ergriffen, und seine Wünsche fanden bei der schönen Gräfin kein abgeneigtes Gehör.

Indes war König Friedrich Wilhelm von seiner Hypochondrie vollkommen genesen; es schien zwischen den beiden Königen eine lebhafte Freundschaft im Werke.