« <362>von dem moralischen Übel zu sprechen, das dieser Krieg bringen wird: das physische Übel wird nicht das kleinere sein, und wir können uns Glück wünschen, wenn die Pest nicht noch darauf folgt. Wir armen Toren, die wir nur einen Augenblick zu leben haben! Wir machen uns diesen Augenblick so hart, als wir nur vermögen, wir gefallen uns darin, die schönsten Werke, die Fleiß und Zeit hervorgebracht haben, zu zertrümmern und nichts als ein hassenswertes Andenken an unsre Zerstörungen und an das Elend, das sie verursacht haben, zu hinterlassen! »

Friedrich sah sich wiederum nach dem Schlusse der Winterruhe, wie im vorigen Jahre, genötigt, seine Armeen in ihren verteidigenden Stellungen verharren zu lassen; zu einem Angriffskriege reichten seine Kräfte nicht hin. Doch verging geraume Zeit, ehe die Feinde mit entschiedenen Maßregeln gegen ihn auftraten. Sie konnten sich über den Plan, welchem gemäß man den Feldzug eröffnen wollte, nicht vereinigen. Der russische Hof machte, auf Soltikofs Rat, den Vorschlag, mit der Eroberung Kolbergs zu beginnen und dann, unter Begünstigung der Flotte, zu deren Absendung sich Rußland verpflichtet hatte, den Krieg längs der pommerschen Küste zu führen. Dieser Plan lag in Rußlands nächstem Interesse, und Soltikof hatte dabei die Absicht, sich der unbequemen Gemeinschaft mit den Österreichern zu überheben. Frankreich hatte ähnliche Vorschläge gemacht. Der König von Polen aber bat aufs dringendste, ihm zunächst sein Kurfürstentum wieder zu erobern. Maria Theresia schlug vor, daß Soltikof mit Loudon gemeinschaftlich auf die Eroberung Schlesiens bedacht sein sollte, während Daun die Armee Friedrichs in Sachsen festhalte. Der letztere Plan behielt die Oberhand; Soltikof aber ward dadurch seines Mißtrauens gegen die Österreicher nicht überhoben und fand sich im Gegenteil, durch die Verwerfung seines Planes, nur gekränkt.

Friedrich stand indes der Daunschen Armee in Sachsen gerüstet gegenüber, während Prinz Heinrich an der Oder sich bereit machte, dem Einmarsch der Russen zu begegnen, General Fouqué die Grenzen Schlesiens gegen Böhmen deckte und ein kleines Korps in Pommern, den Schweden gegenüber, aufgestellt war.

Das Vorspiel und die Eröffnung des Kampfes geschahen in Schlesien. Schon im März machte Loudon einen Einfall in Oberschlesien, das nur durch wenige Truppen geschützt war. General Golz, der mit dem pommerschen Infanterieregiment von Manteuffel an der Grenze in Neustadt stand, sah sich genötigt, sich auf Neiße zurückzuziehen. Kaum aber hatte das Regiment, zu den Seiten eines Transportes von 100 Wagen, sich auf den Marsch gemacht, als Loudons Kavallerie sich mit überlegener Gewalt auf dasselbe stürzte. Doch wehrten die tapfern Pommern den