<377>und trat nahe an Zieten; jener winkte ihn aber von der Stelle fort und sagte leise: « Weck Er mir den Zieten nicht: er ist müde! » — Hernach kam ein Soldatenweib und stellte, ohne den König zu bemerken, einen Topf mit Kartoffeln an das Feuer. Sie kniete nieder und blies so eifrig in die Glut, daß die Asche Friedrich ins Gesicht flog. Er sagte nichts und zog nur den Mantel ein wenig vor. Zufällig ging ein Soldat vorbei, der den König erkannte; dieser machte das Weib auf die Nähe des Königs aufmerksam; im höchsten Schrecken ergriff sie ihren Topf und lief davon. Friedrich aber ließ sie zurückholen und die Kartoffeln in Ruhe an seinem Feuer gar kochen. Die Soldaten jubelten laut über ihren gnädigen König.

Während des Marsches rief Friedrich öfters seinen Leuten, wenn sie ermüdet waren und sich einem nachlässigen Gange überließen, die Worte zu: « Gerade, Kinder, gerade! » Sie aber antworteten nicht selten: Fritz auch gerade! Ein Husar, der einst denselben Zuruf erhielt, erwiderte mit Laune, den Anzug des Königs musternd: Fritz auch gerade, und die Stiefeln in die Höhe gezogen! Friedrich nahm solche Antworten jederzeit mit Wohlwollen auf; dafür folgten ihm aber auch seine Soldaten mit unbedingter Hingebung, sein steter Morgengruß war: « Guten Tag, Kinder! » und stets tönte es zurück: « Guten Tag, Fritz! »

Gegen das Ende des Marsches stieg einst ein Husarenweib, das alle Züge der Armee mitgemacht hatte, vom Pferde, ging in eine offene Scheune und gebar dort, ohne weitere Unterstützung, einen Knaben. Gleich nach der Niederkunft raffte sie all ihr Gerät, nebst dem Kinde, wieder zusammen, schwang sich ohne Sorgen auf ihr Pferd und ritt nahe zum König heran. « Majestät, » rief sie ihm entgegen, « hier ist ein junger Fritz, den ich eben in einer Scheune geboren habe! » Friedrich fragte, ob das Kind schon getauft sei. « Nein, » antwortete sie, « aber Fritz soll er heißen! » — « Gut », entgegnete der König, « habt Sorge für ihn, und wenn es Friede wird, so meldet Euch bei mir: ich will für den Jungen sorgen! » —

Friedrich durfte vielleicht um so mehr hoffen, daß der Zug der Russen gegen die Mark nicht mit genügender Entschlossenheit würde ausgeführt werden, als schon vor seinem Aufbruch aus Schlesien ein besondres Unternehmen, das sie mit außerordentlicher Zurüstung eingeleitet, auf eine überraschend glückliche Weise abgeschlagen war. Es lag den Russen daran, in Pommern festen Fuß zu fassen. So erschien, gegen Ende August, eine gewaltige russische Flotte vor Kolberg und begann, nachdem sie ein großes Kriegsheer ausgeschifft hatte, die Belagerung der Festung. Die Besatzung von Kolberg war wenig bedeutend; aber der Kommandant, Oberst von der Heyde, wußte alle hartnäckigen Angriffe, alles Feuer der Belagerungsgeschütze mit so großer