<38>Nachdem man einen Monat lang in Dresden verweilt und das Versprechen eines baldigen Gegenbesuches erhalten hatte, kehrte König Friedrich Wilhelm nach Berlin zurück. Nun ging das frühere Leben wieder in seinem gewohnten Gange weiter. Der Kronprinz aber verfiel in eine tiefe Schwermut, er aß wenig, ward sichtlich magerer und es schienen drohende Anzeichen zur Schwindsucht vorhanden. Der König hatte ihn in argem Verdacht, daß das freie Leben in Dresden schuld an seinem kränkelnden Zustande sei; eine ärztliche Untersuchung indes bezeugte wirklich die Gefahr der Schwindsucht. Es ward dem Könige geraten, den Kronprinzen sobald als möglich zu verheiraten; doch wollte er davon nichts wissen und meinte ihn durch strenge Aufsicht hinlänglich vor einem unregelmäßigen Leben geschützt zu haben. In dieser Zeit dichtete der Kronprinz seine ersten Lieder, die den Reizen der Gräfin Orzelska gewidmet waren. Als im Mai desselben Jahres der Hof des Königs August seinen Gegenbesuch in Berlin machte und die Gräfin Orzelska in dessen Gefolge erschien, war Friedrich schnell von seiner schwermütigen Krankheit geheilt; er sah die Gräfin mehrmals insgeheim. Auch dieser Besuch, zu dessen Empfang in Berlin, um gegen Dresden nicht zurückstehen zu dürfen, die prächtigsten Zurüstungen gemacht waren, währte mehrere Wochen.