<385>erbebte, die grauen Regenwolken, die den Himmel bedeckt hielten, zerrissen. « Hat Er je — so wandte sich Friedrich an einen Adjutanten — eine stärkere Kanonade gehört? Ich wenigstens niemals. » Wieder stürzten in Scharen die Preußen zu Boden, aber unerschrocken schritten die übrigen vor, überstiegen den Verhack und gewannen die Höhen; hier behaupteten sie sich standhaft gegen die heftigsten Angriffe der Österreicher, auf beiden Seiten wurden die Reihen licht, bis endlich österreichische Kavallerie in die Preußen einbrach und sie wiederum von den Höhen hinabtrieb.

Ein dritter Angriff begann. Die preußische Kavallerie hatte endlich den Kampfplatz erreicht und hieb nun mit frischem Mute in die österreichischen Scharen ein. Beide Armeen standen mitten im Gewehrfeuer einander gegenüber; hin und her schwankte Gewinn und Verlust. Friedrich teilte redlich die Arbeit der Seinen. Schon waren zwei Pferde ihm unter dem Leibe erschossen, da traf eine Kugel seine Brust; er sank, ohne einen Laut, vom Pferde, die Adjutanten unterstützten ihn, sie rissen ihm entsetzt die Kleider von der Brust, — die Kugel hatte ihn nicht gefährlich verletzt, durch den Pelz und das Samtkleid, die der König trug, war ihre Kraft gehemmt worden, sie hatte ihm nur den Atem genommen. Auch kam ihm gleich die Besinnung wieder. « Es ist nichts! » so rief er den besorgten Dienern zu, stieg wieder zu Pferde und gab erneute Befehle für den Kampf. Aber wieder drang die österreichische Reiterei vor, die Preußen mußten aufs neue weichen. Jetzt brach die frühe Novembernacht herein, die Fortsetzung des Kampfes hemmend.

Die preußische Armee zog sich vom Schlachtfelde zurück und stellte sich in einiger Entfernung aufs neue, die Ereignisse des nächsten Tages abzuwarten, in Ordnung. Friedrich begab sich in ein benachbartes Dorf. Alle Häuser lagen voll Verwundeter, er nahm sein Nachtquartier in der Kirche. Hier ließ er sich verbinden und erteilte die nötigen Befehle für die Aufstellung der Armee; der Feind, so fügte er hinzu, habe wohl nicht geringeren Verlust erlitten als das eigne Heer, und da ihm Zieten noch im Rücken stehe, so werde er es nicht wagen, in seiner Stellung zu bleiben; dann sei die Schlacht doch gewonnen. Gleichwohl konnten sich die Offiziere, die ihm, zum Teil ebenfalls verwundet, gefolgt waren, nicht so tröstlicher Hoffnung hingeben. In bangem Schweigen gingen mehrere Stunden hin. Schon hatte es neun Uhr geschlagen, da ward plötzlich eine unerwartete Freudenbotschaft gebracht: Zieten hatte noch spät den Kampf begonnen und hatte gesiegt! Jetzt verwandelte sich die bange Stille in lauten Jubel und frohes Dankgebet. Friedrich aber setzte sich auf die Stufen des Altares nieder, schrieb einige Depeschen, gab neue Befehle und legte sich dann auf das dürftige Strohlager, das man ihm bereitet hatte, zur Ruhe nieder.