<391>von ganzem Herzen den Frieden, aber er gedachte auch auf keine Weise in unbillige Forderungen zu willigen. Die Verhandlungen hatten somit wenig günstigen Fortgang und wurden bald wieder eingestellt.

Um so eifriger war man von allen Seiten auf fortgesetzte Rüstungen bedacht; aber schon begannen trotz aller Anstrengungen die Kräfte mehr und mehr nachzulassen. Härtere Maßregeln als bisher mußte Friedrich ergreifen, um sich die Mittel zum erneuten Widerstände zu verschaffen. Das arme Sachsenland, das durch den unseligen Krieg schon so viel gelitten hatte, ward mit den stärksten Kontributionen belastet, die Münze wurde aufs neue in bedeutend geringerem Werte ausgeprägt. Rekruten wurden allerorten für das preußische Heer geworben; der Ackerbau lag allenthalben, wo feindliche Armeen gehaust hatten, darnieder, und gern vertauschten die Bauernburschen den Pflug mit der Muskete. Dabei mußte freilich alle mögliche Dressur angewandt werden, um die auf solche Weise zusammengerafften Truppen nur einigermaßen den Soldaten ähnlich zu machen, mit denen Friedrich den Krieg begonnen hatte. Österreich dagegen fand in seinen volkreichen Provinzen fortwährend Menschenschätze, die das Heer auf eine vorteilhafte Weise zu vervollständigen dienten; ja, man hat bemerkt, daß in demselben Grade, in dem die preußische Armee sich verschlechterte, die österreichische an Tüchtigkeit und Gewandtheit zunahm. Doch war wiederum, während Friedrich sich durch seine geschickten Finanzoperationen imstande sah, alle übrigen Kriegsbedürfnisse in genügendem Maße zu beschaffen, in den österreichischen Kassen bereits drückender Geldmangel. Sämtliche Stabsoffiziere mußten sich bequemen, ihre Besoldung in Papieren entgegenzunehmen, die erst nach geendigtem Kriege in Geld umgetauscht werden sollten. Wer nicht so lange warten konnte, fand nur vor einer besonders dazu errichteten Bank Gelegenheit, das Papier gegen Geld, aber mit beträchtlichem Verluste, auszuwechseln. Diese Bank haue Kaiser Franz, der Gemahl der Maria Theresia, dessen ganze Tätigkeit nur in Geldspekulationen bestand, aus seinem Privatvermögen — wenig patriotischen Sinnes — errichtet.

Und wie die Anstrengungen, bei dem allmählichen Sinken der Kräfte, nur immer heftiger werden mußten, wie man sich genötigt sah, zu härteren Maßregeln zu schreiten, so konnten auch andere Erscheinungen, die die Verbitterung eines langen Krieges mit sich zu führen pflegt, nicht ausbleiben. Sorgfältig hatte Friedrich bis jetzt für den Schutz der königlichen Schlösser in Sachsen gewacht; nichts von den Kunstschätzen, mit denen sie geschmückt waren, war angetastet worden. Nur einigen Unternehmungen gegen Besitzungen des Grafen Brühl, der Friedrich jederzeit den feindschaftlichsten Haß bewiesen, hatte er, nicht unwillig, zugesehen. Jetzt aber hatte