<406>Doch sollte den König, während so drohende Gefahren erfolglos vorübergingen, noch ein Schlag treffen, der, in Verbindung mit dem Fall von Schweidnitz, sein nahes Verderben zu verkünden schien. In Pommern war eine russische Armee eingerückt, eine russische Flotte, mit einer schwedischen vereinigt, war vor Kolberg erschienen. Vor der Festung indes lagerte ein preußisches Armeekorps unter dem Prinzen von Württemberg, welches sich fest verschanzt hatte, und das erst besiegt werden mußte, wenn die Feinde zur eigentlichen Belagerung Kolbergs schreiten wollten. Die Festung und das preußische Lager wurden nun von der feindlichen Übermacht umschlossen, doch wehrten sie standhaft, mehrere Monate hindurch, jeden Angriff ab. Aber nun begann es an Nahrungsmitteln zu fehlen, und noch drückender wurde die Lage der Eingeschlossenen, als auch die russische Hauptarmee, nach ihrem Abzuge aus Schlesien, in Pommern einrückte und alle Zufuhr abschnitt. Endlich sah sich der Prinz von Württemberg genötigt, sich durch die Feinde durchzuschlagen; dies glückte, aber vergeblich waren seine Versuche, im Rücken der russischen Heere für den Entsatz Kolbergs zu wirken. Nach der standhaftesten Verteidigung ward der tapfere Kommandant dieser Festung, der im vorigen Jahre so hohen Ruhm erworben, endlich durch Hunger genötigt, sich zu ergeben. Die Festung ging am 16. Dezember in die Hände der Russen über, die hiedurch in Pommern, wie die Österreicher in Schlesien, festen Fuß für ihre künftigen Unternehmungen gefaßt hatten.

Und doch war hiemit das Maß des Unglücks noch nicht gefüllt. Zwar waren die schwachen Versuche der Schweden, wie gewöhnlich, ohne Erfolg geblieben; zwar hatte Prinz Heinrich Sachsen gegen die Österreicher unter Daun und gegen die Reichsarmee so erfolgreich beschirmt, daß diese nicht bedeutende Vorteile erlangen konnten; zwar hatte Friedrichs Mitkämpfer, der Herzog Ferdinand von Braunschweig, glücklich gegen die Franzosen gestritten, so daß auch von dieser Seite vorderhand nichts zu befürchten war: ein Bundesgenoß, dessen Unterstützung für Friedrich höchst wichtig war, fiel in diesem Jahre von ihm ab, und er stand nun, ganz auf seine eignen Kräfte zurückgeführt, den Feinden ganz allein gegenüber. Die Subsidien aus England, die ihm zur Bestreitung all seiner Kriegsbedürfnisse so dringend nötig waren, blieben aus. Der Tod des Königes von England und die Thronbesteigung seines Enkels, Georgs III., die im vorigen Jahre erfolgt war, brachte allmählich eine bedeutende Veränderung in der englischen Politik hervor. Pitt sah sich genötigt, dem Günstlinge des neuen Königes, dem Lord Bute, Platz zu machen; und so dringend sich auch das Parlament für die fernere Unterstützung Friedrichs, den man in England nur « den Großen und Unermüdlichen » nannte, verwandt