<45>eher den Kopf abschlagen lassen, als sein gutes Recht aufgeben; endlich erklärte er sich dazu unter der Bedingung bereit, daß der König in einem öffentlichen Manifest als Ursache seiner Ausschließung von der Thronfolge bekannt mache, er sei von ihm kein leiblicher und ehelicher Sohn. Auf solche Bedingung konnte freilich der Vater, seiner Gesinnung gemäß, nicht eingehen.

Zu alledem kam endlich der Umstand, daß die Beschäftigungen und Vergnügungen, welche der Kronprinz hinter dem Rücken des Vaters trieb, ohne mehr oder weniger bedeutende Geldmittel nicht ausführbar waren. Zwar war die sogenannte kronprinzliche Kasse sehr vermögend, doch nützte ihm dies zu nichts, da er selbst nur über sehr geringe Summen zu verfügen hatte. Er sah sich also genötigt, bei fremden Leuten Geld aufzunehmen. Der Vater erfuhr, daß er von berlinischen Kaufleuten eine Summe von 7000 Talern entliehen habe; und sogleich erschien, im Januar 1730, ein geschärftes Edikt wider das Geldleihen an Minderjährige, worin es namentlich auch verboten wurde, dem Kronprinzen, sowie den sämtlichen Prinzen des königlichen Hauses Geld zu borgen, und worin gegen die Übertreter des Gesetzes Karrenstrafe, selbst Todesstrafe verhängt wurde. Der König hatte die 7000 Taler bezahlt, und der Kronprinz, auf weiteres Befragen, noch eine geringe Summe genannt, als welche er außerdem schuldig sei; aber die Gesamtmasse seiner Schulden überstieg das Doppelte jener großen Summe.

Das Schuldenmachen war es ohne Zweifel, was den Charakter des Königs am empfindlichsten berührte; wenigstens hat er später, als der Gewitterstrahl auf das Haupt des Kronprinzen herabgefallen war und als dem letztern seine Vergehungen vorgehalten wurden, gerade diesen Punkt unter allem bisher Geschehenen als den bedeutendsten hervorgehoben. So konnte ihn sein aufbrausender Jähzorn, der ihm öfters alle Besinnung zu rauben schien, zu Szenen verleiten, wie die, von der wir jetzt Bericht geben müssen. Wir können das Bild dieser Szene nicht übergehen, da es zum Verständnis alles dessen, was nun erfolgte, wesentlich nötig ist, und da man nur, wenn man auf dasselbe zurückblickt, die Größe der später eintretenden Versöhnung zu würdigen vermag. Wir geben die Szene mit den Worten, mit denen sie von Friedrichs älterer Schwester, in den Memoiren ihres Lebens, aus denen wir schon so manchen bedeutsamen Zug aus Friedrichs Jugend entnommen haben, selbst erzählt wird — oder vielmehr mit Friedrichs eigenen Worten, die die Schwester in ihren Memoiren anführt. « Man predigt mir alle Tage Geduld (so sagte Friedrich zur Schwester, als er sie einst heimlich besuchte), allein niemand weiß, was ich ertragen muß. Täglich bekomme ich Schläge, werde behandelt wie ein Sklave und habe nicht die mindeste Erholung. Man verbietet mir das Lesen,  »