<463>Am 5. April 1778 ging Friedrich nach Breslau ab, indem er den Oberbefehl über die schlesische Armee nehmen wollte; das zweite Armeekorps sollte Prinz Heinrich kommandieren. Friedrich hatte den Plan, in Mähren einzubrechen, und er hätte durch dessen schleunige Ausführung bedeutende Vorteile über die Österreicher, deren Rüstungen noch nicht vollendet waren, erringen können. Aber es entspannen sich neue Unterhandlungen zwischen ihm und Joseph, die indes wiederum kein Resultat gewährten und nur Gelegenheit gaben, daß die österreichische Macht vollständig zusammengezogen werden konnte. Jetzt ließ Friedrich den Plan auf Mähren fahren und rückte durch die Grafschaft Glatz in Böhmen ein. Am 5. Juli betrat er mit dem Vortrabe seines Heeres den böhmischen Boden. Man hatte in Wien nicht daran geglaubt, daß es dem alten Könige mit seinen kriegerischen Unternehmungen Ernst sei; die Kunde seines Anmarsches erregte dort die größte Bestürzung. Maria Theresia hatte wenig Lust, den verderblichen Siebenjährigen Krieg noch einmal erneut zu sehen; sie zitterte für das Leben ihres Sohnes, der nur nach kriegerischem Ruhme dürstete, und sandte somit unverzüglich und insgeheim einen neuen Unterhändler zu Friedrich. Sie ließ dem letzteren ausdrücklich sagen, daß es ihm gewiß ebenso leid tun würde wie ihr, sich einander die Haare auszuraufen, die schon das Alter gebleicht habe. Aber auch diesmal blieben die österreichischen Anforderungen von der Art, daß Friedrich nicht darauf eingehen konnte, und so wurden sie nach einigen Wochen wiederum abgebrochen.

Unterdes war auch Prinz Heinrich, durch ein sächsisches Korps verstärkt, aus Sachsen in Böhmen eingedrungen und hatte dem Feinde einige wichtige Magazine weggenommen. 400,000 Mann, aufs gewaltigste gerüstet, beide Armeen ungewöhnlich reich mit schwerem Geschütz versehen, standen sich nunmehr auf böhmischem Boden gegenüber. Alles drohte einen unerhörten Kampf. Aber — es kam zu keiner einzigen großen Schlacht. Der Name Friedrichs klang zu drohend in die Ohren der Österreicher, als daß sie es gewagt hätten, die Kette der unangreiflichen Verschanzungen, hinter denen sie aufgestellt waren, zu verlassen und sich anders, als in leichten Scharmützeln, mit dem Gegner einzulassen. Und auch Friedrich, gerade in dieser Zeit hinfälliger als sonst und von körperlichen Leiden gedrückt, war nicht willens, den wohlerworbenen Ruhm durch ein kühnes Wagnis auf das Spiel zu setzen. Er begnügte sich, die böhmischen Grenzstriche, in die er eingerückt war, ihrer Lebensmittel zu entblößen, um dadurch eine Scheidewand zwischen Böhmen und Schlesien zu ziehen. Persönlich indes bewies er ganz den früheren Mut und setzte sich, wie ein junger Offizier, den größten Gefahren aus. Ein besonderer Zug, der uns aus dieser Zeit aufbehalten ist, gibt einen Beleg seiner alten Unerschrockenheit. Er hatte