<488>wollte ihn wecken, aber Friedrich sagte: « Laßt ihn schlafen, er hat lange genug für uns gewacht. » Im Jahre 1784, als Friedrich zur Karnevalszeit Berlin besuchte, erschien Zieten, schon 85 Jahre alt, im Parolesaale des Schlosses. Sowie ihn Friedrich bemerkte, trat er auf ihn zu, begrüßte ihn und sagte: « Es tut mir leid, daß Er sich die Mühe gegeben hat, die vielen Treppen zu steigen; ich wäre gern zu Ihm gekommen. Wie steht's mit der Gesundheit? » — « Die ist gut, Ew. Majestät, mir schmeckt noch Essen und Trinken, aber ich fühl's, daß die Kräfte abnehmen. » — « Das Erste hör' ich gern; aber das Stehen muß Ihm sauer werden. » Friedrich befahl, einen Stuhl herbeizubringen. Zieten weigerte sich, davon Gebrauch zu machen, versichernd, er sei nicht müde; der König aber bestand darauf, mit den mehrmals wiederholten Worten: « Setz Er sich, alter Vater! Setz Er sich, sonst geh ich fort, denn ich will Ihm durchaus nicht zur Last fallen. » Zieten gehorchte endlich, und Friedrich unterhielt sich stehend noch geraume Zeit mit ihm.

Mit den Entfernten setzte Friedrich, wie in früheren Zeiten, einen lebhaften Briefwechsel fort, unablässig bemüht, seine Gedanken über die wichtigsten Interessen des Menschen auszutauschen. Vorzüglich ist unter diesem Briefwechsel der mit Voltaire und mit d'Alembert ausgezeichnet. Doch auch hier riß der Tod bald neue Lücken. Voltaire starb, wie bereits bemerkt, während des bayrischen Erbfolgekrieges, gleichzeitig mit dem Lord-Marschall Keith. D'Alemberts vertrauliche Worte blieben dem Könige bis zum Jahre 1783.

Neben dem Genuß, den die Freunde aus der alten Zeit gewährten, tauchten nach dem Siebenjährigen Kriege indes auch noch einige eigentümliche Freuden geselligen Verkehrs für den alternden König auf. So ward der Silvesterabend an sogenannter « Konfidenztafel » mit einigen Damen, die Friedrich aus jener alten Zeit wert waren, unter dem Vorsitz seiner Schwester, der unvermählten Prinzessin Amalie, gefeiert. Da nach althergebrachter Sitte den Frauen am letzten Tage des Jahres die Herrschaft gebührt, so fand eine jede von ihnen unter ihrer Serviette Krone und Szepter von Zucker, die Süßigkeit ihres Regimentes anzudeuten. Wirt und Gäste boten an diesem Abende allen Witz und alle Laune auf, um das Fest mit Fröhlichkeit zu schmücken. Aber auch hier trat nur zu bald der Tod störend hinein. — Noch heiterer entfaltete sich auf kurze Zeit das Leben um Friedrich, als der Prinz von Preußen, Friedrich Wilhelm, sich im Jahre 1765 mit der anmutigen Prinzessin Elisabeth von Braunschweig vermählte. Fast täglich wurden jetzt einige Offiziere, oft schon des Nachmittags, zum Könige eingeladen, auch wenn er auf Sanssouci war; zur Unterhaltung dienten theatralische Vorstellungen, jede Woche war einigemal Tanz nebst kleinen gesellschaftlichen Spielen. Der König selbst nahm an diesen