<493>dar. Unter diesen Anekdoten ist eine, die seinen eigentümlichen Charakter auf sehr liebenswürdige Weise hervortreten läßt. An einem Tage, so erzählt man, klingelte der König in seinem Zimmer. Da niemand kam, öffnete er das Vorzimmer und fand seinen Leibpagen auf einem Stuhle eingeschlafen. Er ging auf ihn zu und wollte ihn aufwecken; doch bemerkte er in dem Augenblick in der Rocktasche des Pagen ein beschriebenes Papier. Dies erregte seine Aufmerksamkeit und Neugier; er zog es hervor und las es. Es war ein Brief von der Mutter des Pagen und enthielt ungefähr folgendes: Sie danke ihrem Sohne für die Unterstützung, die er ihr übersandt und sich von seinem Gehalte erspart habe. Gott werde ihn dafür belohnen; und diesem solle er so getreu, wie seinem Könige stets ergeben sein, dann werde er Segen haben und sein irdisches Glück werde ihm gewiß nicht fehlen. Der König ging leise in sein Zimmer zurück, holte eine Rolle Dukaten und steckte sie mit dem Briefe dem Pagen wieder in die Tasche. Bald darauf klingelte er so stark, daß der Page erwachte. « Du hast wohl geschlafen? » fragte der König. Der Page stammelte eine halbe Entschuldigung und eine halbe Bejahung her, fuhr in der Verwirrung mit einer Hand in die Tasche und ergriff mit Erstaunen die Rolle Dukaten. Er zog sie hervor, ward blaß und sah den König mit Tränen in den Augen an, ohne ein Wort reden zu können. « Was ist dir? » fragte der König. « Ach, Ew. Majestät », erwiderte der Page, indem er vor ihm auf die Knie fiel, « man will mich unglücklich machen; ich weiß von diesem Gelde nichts! » — « Ei », sagte der König, « wem es Gott gibt, dem gibt er's im Schlafe. Schick's nur deiner Mutter, grüße sie und versichere ihr, daß ich für dich und sie sorgen werde. »

Endlich gehören zu der täglichen Umgebung Friedrichs auch noch die zierlichen Windspiele, deren berührige Lebendigkeit die Stille um ihn unterbrach und an denen er bis zu seinen letzten Augenblicken besondere Freude hatte. Drei oder vier Hunde waren beständig um ihn; der eine war der Liebling, diesem dienten die andern zur Gesellschaft. Er lag stets an der Seite seines Herrn auf einem besondern Stuhle, im Winter mit Kissen bedeckt, und schlief des Nachts in dem Bette des Königs. Alle möglichen Unarten waren diesen Hunden verstattet; sie durften sich die kostbarsten Kanapees nach Gefallen aussuchen. Zu ihrem Zeitvertreibe fanden sie in den Zimmern lederne Bälle zum Spielen. Wenn der König die Bildergalerie von Sanssouci, wo er sich gern aufhielt, oder die Gärten besuchte, waren sie seine beständigen Begleiter. Auch zum Karneval folgten sie ihm nach Berlin, in einer sechsspännigen Kutsche, unter der Aufsicht eines besondern Lakaien. Man versichert, der letztere habe sich in der Kutsche auf den Rücksitz gesetzt, da die Windspiele den Vordersitz einnahmen, habe auch die Hunde stets mit Sie angeredet, z. B. « Biche, sein Sie  »