<495>Potsdam kam. Oft mußte die Wachtparade eine andere Wendung machen, wenn Cäsar im Wege stand. Die höchste Gunst aber ward dem Fliegenschimmel Condé, der sich durch ebenso große Schönheit wie durch Tüchtigkeit und munteres Wesen auszeichnete, zuteil. Friedrich hatte für ihn zwei kostbare Reitzeuge von blauem Sammet mit reicher Silberstickerei machen lassen und brauchte ihn fast nur zu Spazierritten. Fast täglich ließ er sich ihn vorführen und fütterte ihn mit Zucker, Melonen und Feigen. Auch kannte der Condé ebenfalls seinen Wohltäter so gut, daß er, wenn man ihn frei gehen ließ, gerade auf ihn zulief, um sich die gewohnten Delikatessen zu holen; er verfolgte dabei den König oft bis an die Zimmer, selbst bis in den Saal des Schlosses von Sanssouci.

Immer stiller ist es in Sanssouci geworden. Das heitere Gespräch, das einst von Geist und Laune übersprudelte, ist allgemach verhallt; Flöte und Saitenspiel erklingen schon geraume Zeit nicht mehr in den Räumen, die ihnen gewidmet waren. Aber eins schwindet nicht; eins ist es, was diesen unbesieglichen Geist trotz aller Entbehrungen, trotz all der Last, mit welcher Alter und Krankheit den Körper drücken, immer aufs neue frisch und jugendlich macht: es ist die unausgesetzte Beschäftigung mit der Wissenschaft. Fort und fort saugt er, wie in den Zeiten des jugendlichen Wissensdranges, neue, lebenskräftige Nahrung aus den Schriftwerken des griechischen und römischen Altertums und aus denen, welche die Heroen der französischen Literatur hinterlassen haben. Seine Begeisterung bleibt immer neu, mit immer wiederkehrender Liebe erfreut und erwärmt er sich an den Schönheiten, durch die ihm einst das Auge des Geistes geöffnet ward. Auch die eigne geistige Tätigkeit rastet nicht; eine große Anzahl von den Erzeugnissen seiner Feder gehört dieser spätem Periode seit dem Ende des Siebenjährigen Krieges an. Schon unmittelbar nach dem Kriege hatte er die Geschichte desselben gearbeitet; dann hatten die Geschichten der Teilung von Polen und des bayrischen Erbfolgekrieges ebenfalls Anlaß zu historischer Darstellung gegeben, so daß wir, neben der Geschichte von Friedrichs Vorgängern, zugleich fast die ganze lange Reihe der politischen Ereignisse, an denen er selbst seit dem Beginn des Ersten Schlesischen Krieges teilgehabt, von seiner eignen Hand und nach seiner eignen Anschauung aufgezeichnet besitzen, — eine Reihe historischer Werke, wie in ähnlicher Beziehung keine zweite vorhanden ist. Auch waltet in allem, was Friedrich über die Geschichte seines eignen Lebens schrieb, die strengste Unparteilichkeit ob; nichts davon ist bei seinen Lebzeiten gedruckt worden, nichts wissentlich der Zuneigung oder Abneigung wegen in falschem Lichte dargestellt; diese Arbeiten waren nur für die Nachwelt bestimmt. Neben diesen Werken ist eine große Anzahl verschiedener Abhandlungen, meist moralischen und staatswissenschaft-