<508>klagenden Blick beim Drehen des Kopfes zu verstehen, daß es ihm nicht mehr möglich sei. Rohdich drückte sein Taschentuch vor die Augen und verließ schweigend das Zimmer.

Auch dieser Tag verging, ohne daß die beginnende Auflösung des Körpers das starke Leben überwältigen konnte. Die Nacht war gekommen, es schlug elf Uhr. Vernehmlich fragte der König, was die Glocke sei. Als man es ihm gesagt, erwiderte er: « Um vier Uhr will ich aufstehen. » Ein trockener Husten beklemmte ihn und raubte ihm die Luft. Der eine von den anwesenden Dienern, der Kammerlakai Strützki, faßte ihn, indem er niederkniete, unter den Arm und hielt ihn aufrecht, um ihm Erleichterung zu gewähren. Allmählich veränderten sich die Gesichtszüge, das Auge ward matter und gebrochener; dann wurde der Körper ruhig, nach und nach schwand der Odem. Einige Stunden nach Mitternacht starb Friedrich in des Lakaien Armen. Außer diesem waren nur der Arzt und zwei Kammerdiener die Zeugen seines Todes. Es war der 17. August 1786.

Am Morgen erschien der neue König, Friedrich Wilhelm II., dem Dahingeschiedenen das Opfer des Schmerzes darzubringen. Mit der Uniform des ersten Garde-Bataillons angetan lag Friedrich auf einer schwarzbehängten Feldbettstelle, als die Offiziere der Garnison, die um 11 Uhr zur Parole nach Sanssouci beschieden waren, die Erlaubnis erhielten, das Trauerzimmer zu betreten. Sie vergossen tausend schmerzliche Tränen, als sie die schwache, entseelte Hülle dieses mächtigen Geistes vor sich sahen. Ihre Stimmung teilten die Söhne des neuen Königs, der Kronprinz Friedrich Wilhelm und der Prinz Ludwig, als auch sie an die Bahre traten.

Abends 8 Uhr wurde der Leichnam von zwölf Unteroffizieren des ersten Garde-Bataillons in den Sarg gelegt und auf einem achtspännigen Leichenwagen nach dem Schlosse in der Stadt gebracht. Vorauf ritt der Adjutant des ersten Garde-Bataillons, zu beiden Seiten des Wagens gingen die zwölf Unteroffiziere, drei Wagen folgten. Der stille Zug ging zum Brandenburger Tore von Potsdam hinein, wo sich viele Offiziere anschlossen, die sich hier versammelt hatten und dem großen Toten gesenkten Blickes das Geleit gaben. Alle Straßen von Potsdam waren mit Menschenhaufen überfüllt; aber Stille der Mitternacht lag auf dem Volke; nur hier und da hörte man ein schwerverhaltenes Schluchzen und den Seufzer: « Ach der gute König! » Am Eingange des Schlosses wurde der Sarg von vier Obersten empfangen und in dem Audienzzimmer die Nacht hindurch bewacht. Am andern Tage war hier, unter dem daselbst befindlichen Baldachin, der Leichnam in Parade ausgestellt, einfach, ganz wie im Leben bei festlicher Gelegenheit angetan, das