<60>Lage zu vernehmen. Der Kronprinz klagte über das armselige Essen und Speisegerät und über den Mangel an geistiger Nahrung. Für beides wußte der Präsident bald Rat. Sein jüngster Sohn, acht Jahr alt, wurde in die weiten Kinderkleider gesteckt, die schon seit Jahren abgelegt waren, und die tiefen Taschen derselben füllte man mit Obst, Delikatessen und ähnlichem; dem Knaben verweigerte die Wache nicht den Eingang. Dann wurde ein neuer Leibstuhl mit verborgenen Fächern angeschafft, und so kamen dem Kronprinzen nach und nach Messer und Gabeln, Schreibgerät, Bücher, Briefe u. s. w. zu. Die diensthabenden Offiziere untersuchten das Zimmer nur, soweit ihre Ordre reichte.

Indes war Friedrich noch keineswegs geneigt, es einzusehen, wie große Schuld er selbst ursprünglich an dem schlimmen Zwiespalte mit seinem Vater trug und wie es seine Pflicht sei, sich dem Willen des Vaters in kindlicher Demut zu ergeben. Vielmehr behielt er noch immer gegen die Personen, die der König zu verschiedenen Malen zu ihm schickte, seine strenge Zurückgezogenheit bei. So namentlich gegen eine Deputation, die ihn in der Mitte Septembers aufs neue zu verhören kam. Der General Grumbkow, der sich wieder bei derselben befand, scheute sich nicht, ihm zu sagen, daß, wenn er seinen Stolz nicht beiseite setze, schon Mittel und Wege zu finden sein dürften, ihn zu demütigen. « Ich weiß nicht », erwiderte ihm der Prinz mit vornehmem Tone, « was sie gegen mich zu unternehmen gedenken: so viel aber weiß ich, daß Sie mich nie dahin bringen werden, vor Ihnen zu kriechen! » Die Deputierten legten ihm nun die in jener Kiste gefundenen Papiere vor mit der Frage, ob er nichts unter denselben vermisse. Der Prinz untersuchte sie, und da er die wichtigsten nicht vorfand, so zweifelte er nicht daran, daß sie unterdrückt worden seien. Er versicherte also, es sei der gesamte Inhalt jener Kiste. Man verlangte von ihm einen Eid über diese Angabe; diesen wußte er jedoch unter dem Vorwande, daß ihn sein Gedächtnis möglicherweise betrügen könne, von sich abzulehnen. Die Kommissarien waren nicht imstande, anderweitige Bekenntnisse von ihm zu erlangen. Auch spätere