<81>Schweden wie ein Gewittersturm vernichtet und sein Land freigemacht. Er besuchte die Walstatt, sich von allen Einzelheiten des denkwürdigen Vorganges zu unterrichten, wohl ahnend, daß seine eigne Zukunft ein solches Studium notwendig machen werde. Ein alter Bürger von Ruppin, der jener Schlacht in seiner Jugend beigewohnt, war sein Führer. Als man die Besichtigung vollendet hatte, fragte diesen der Prinz heiteren Mutes, ob er ihm nicht die Ursache jenes Krieges sagen könne. Treuherzig erwiderte der Alte, der Kurfürst und der Schwedenkönig hätten in ihrer Jugend zusammen in Utrecht studiert, hätten sich aber so wenig miteinander vertragen können, daß es endlich zu solchem Ausbruche habe kommen müssen. Er wußte nicht, daß ein ähnliches Verhältnis zwischen Friedrichs eignem Vater und dem Könige von England fast zu gleichen Folgen geführt hatte, und daß es nicht ohne wesentlichen Einfluß auf das Schicksal des Kronprinzen gewesen war.

Zu gleicher Zeit aber sollte ihm auch die Gegenwart das großartigste Beispiel zur Nacheiferung darbieten, und es mußte dasselbe um so tiefer auf sein Gemüt wirken, als es gerade der eigne Vater war, der sich hiedurch den Augen der Welt in hochwürdiger Weise darstellte. Es war das Jahr 1732, in welchem Friedrich Wilhelm den protestantischen Bewohnern von Salzburg, die in der Heimat um ihres Glaubens willen bedrückt und verfolgt wurden, seine königliche Hilfe darbot und ihnen in seinen Staaten eine neue Heimat und eine sichere Freistatt eröffnete.

In unzähligen Scharen, mehr als zwanzigtausend, betraten die Auswanderer das gastliche Land, wo ihnen, in den Provinzen Preußen und Litauen, weite, fruchtbare Strecken, die durch die Pest entvölkert waren, angewiesen wurden. Viele hatten ihr Hab und Gut im Stiche lassen müssen; um so eifriger kam man ihnen in allen Orten des preußischen Staates, die sie durchzogen, mit wohltätiger Spende entgegen, indem überall das Beispiel im Kleinen nachgeahmt ward, welches der König im Großen ausübte. Von Friedrichs Gesinnung zeugen seine Briefe aus jener Zeit. « Mein Herz treibt mich (so schreibt er aus Ruppin an Grumbkow), das traurige Los der Ausgewanderten kennenzulernen. Die Standhaftigkeit, welche diese braven Leute bezeugt, und die Unerschrockenheit, mit welcher sie alle Leiden der Welt ertragen haben, um nur nicht der einzigen Religion zu entsagen, die uns die wahre Lehre unsres Erlösers kennen lehrt, kann man, wie es mir scheint, nicht genug vergelten. Ich würde mich gern meines Hemdes berauben, um es mit diesen Unglücklichen zu teilen. Ich bitte Sie, verschaffen Sie mir Mittel, um ihnen beizustehen; von ganzem Herzen will ich von dem geringen Vermögen, das ich besitze, alles hergeben, was ich ersparen kann » u. s. w. « Ich versichere Sie (so fährt er in einem andern Briefe fort), je mehr ich an die Angelegenheit der Ausgewanderten  »