<90>So konnte denn Prinz Eugen, als Friedrich Wilhelm im Feldlager eintraf, das günstigste Zeugnis über den Kronprinzen ablegen; er versicherte dem Könige, daß der Prinz in Zukunft einer der größten Feldherren werden müsse. Ein solches Lob, und aus dem Munde eines so ausgezeichneten Heerführers, bereitete dem Könige die größte Freude; er äußerte, wie ihm dies um so lieber sei, als er immer daran gezweifelt, daß sein Sohn Neigung zum Soldatenstande habe. Fortan betrachtete er den letzteren mit immer günstigeren Augen.

Wie tief der Eindruck war, den die Erscheinung des gefeierten Helden auf Friedrich hervorbrachte, wie lebhaft dieselbe seinen Geist zur Nacheiferung anreizte, bezeugt ein Gedicht, das er im Lager geschrieben hat, das früheste unter denen, die sich aus seiner Jugendzeit erhalten haben. Spricht sich hierin sein Gefühl auch in jener rhetorischen Umhüllung aus, welche die ganze französische Poesie seiner Zeit, nach der er sich bildete, charakterisiert, so ist es doch der zugrunde liegenden Gesinnung wegen merkwürdig genug. Es ist eine Ode an den Ruhm, den er als den Urheber alles Großen, was durch das Schwert und durch die Kunst des Wortes hervorgerufen wurde, hinstellt. Er führt die Beispiele der Geschichte an, hebt unter diesen besonders die Taten Eugens hervor und schließt mit seiner eignen Zukunft. Die bedeutungsvolle Schlußstrophe dürfte sich etwa mit folgenden Worten (denn das Gedicht ist, wie alle Schriften Friedrichs, französisch) übersetzen lassen:

O Ruhm, dem ich zum Opfer weihe
Der Freuden hold erblühten Kranz:
O Ruhm, dein bin ich! so verleihe
Du meinem Leben hellen Glanz!
Und dräuen mir des Todes Scharen,

Du kannst noch einen Strahl bewahren
Des Geistes, welcher glüht in mir;
Schließ auf das Tor mit deinen Händen,
Auf deinen Pfad mich hinzuwenden: —
Dir leb ich und ich sterbe dir!

Weniger bedeutend ist ein zweites Gedicht aus derselben Zeit, in welchem Friedrich die Greuel des Krieges zu schildern sucht und mit innerer Genugtuung hinzufügt, daß er sich hiebei sein zarteres Gefühl erhalten habe.

Indes war dieser Feldzug wenig geeignet, den Teilnehmern an demselben einen Ruhm, wie ihn Friedrich wünschte, zu gewähren. Die österreichischen Regimenter waren schlecht diszipliniert und bildeten einen sehr auffallenden Gegensatz gegen die vortreffliche Beschaffenheit der, an Zahl freilich geringeren, preußischen Truppen. Friedrich selbst war, als er nach der Heimat zurückkehrte, mit Verachtung gegen die Prahlerei und das unkriegerische Benehmen der Österreicher erfüllt, — ein Umstand, der gewiß auf seine späteren Pläne und Entschließungen gegen Österreich wesentlich eingewirkt hat. Eugen hatte das Feuer seiner Jugend verloren und wagte es nicht, den wohlerworbenen Ruhm noch einmal aufs Spiel zu setzen. So geschah es, daß man, statt die ungünstige Stellung der Franzosen mit rascher Ent-