<94>Künste. Das Verhältnis zu seiner Gemahlin hatte sich auf eine sehr erfreuliche Weise gestaltet; ihr Äußeres hatte die zarteste Anmut gewonnen, ihre Schüchternheit hatte sich zur reinsten weiblichen Milde entfaltet, ihre vollkommene Hingebung an den Gemahl erwarb ihr von dessen Seite eine herzliche Zuneigung; ohne im mindesten danach zu streben, war sie in dieser glücklichen Zeit selbst nicht ohne Einfluß auf seine Entschließungen. Leider nur war die Ehe durch keine Kinder beglückt. Unter Friedrichs Freunden sind vornehmlich anzuführen: Baron Keyserling, ein heiterer, lebensfroher Mensch, der ihm schon in früherer Zeit vom Könige zum Gesellschafter gegeben war und mit dem sich jetzt das innigste Verhältnis entwickelte; Knobelsdorff, dem Kronprinzen seit der Zeit des Küstriner Aufenthalts wert, damals Hauptmann, jetzt aber dem militärischen Treiben abgetan und nur den bildenden Künsten, namentlich der Architektur, lebend, für die er ein hochachtbares Talent auszubilden wußte; Jordan, früher Prediger, jetzt mit dem Studium der schönen Wissenschaften beschäftigt und durch gesellige Talente ausgezeichnet, u. a. m. Sodann eine Reihe ehrenwerter Offiziere, älterer und jüngerer; Künstler, unter denen besonders der Hofmaler Pesne von höherer Bedeutung ist; Musiker, wie z. B. der bekannte Kapellmeister Graun; und manche andere, die nur vorübergehend in Rheinsberg einsprachen. Mit entfernten Freunden endlich wurde das Band durch einen eifrig fortgesetzten Briefwechsel festgehalten.

In den Briefen eines Zeitgenossen, des Baron Bielfeld, der im letzten Jahre ebenfalls unter die Zahl der Rheinsberger Freunde aufgenommen wurde, ist uns das anschaulichste Bild von Rheinsberg, von der Anmut des Ortes, von der Heiterkeit des dortigen Lebens aufbehalten: Wir können die Schilderung desselben nicht besser wiedergeben, als indem wir seine eigenen Worte benutzen:

« Die Lage des Schlosses (so schreibt Bielfeld im Oktober 1739) ist schön. Ein großer See bespült fast seine Mauern, und jenseit desselben zieht sich amphitheatralisch ein schöner Wald von Eichen und Buchen hin. Das ehemalige Schloß bestand nur aus dem Hauptgebäude mit einem Flügel, an dessen Ende sich ein alter Turm befand. Dies Gebäude und seine Lage waren geeignet, das Genie und den Geschmack des Kronprinzen und das Talent Knobelsdorffs zu zeigen, welcher Aufseher über die Bauten ist. (Die erste Anlage des Umbaues war indes nicht Knobelsdorffs Werk.) Das Hauptgebäude wurde ausgebessert und durch Bogenfenster, Statuen und allerhand Verzierungen verschönert. Man baute von der andern Seite ebenfalls einen Flügel mit einem Turme und vereinigte diese beiden Türme durch eine doppelte Säulenreihe, mit Vasen und Gruppen geschmückt. Durch diese Einrichtung gewann das Ganze die Gestalt eines Vierecks. Am Eingange ist eine mit Statuen,  »