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FRIEDRICHS REDE AN SEINE GENERALE UND STABS-OFFICIERE VOR DER SCHLACHT BEI LEUTHEN.

(Gehalten in Parchwitz, den 3. December 1757, und vollständig abgedruckt aus Retzow's Charakteristik.)

Der König berief seine Generale und Stabs-Officiere zu sich, und mit der ihm eigenthümlichen Beredsamkeit und mit seelenvollem Ausdruck hielt er ihnen jene sehr merkwürdige Rede, deren Hauptinhalt mir unvergesslich geblieben ist. Noch nach einer langen Periode von Jahren, da ich dies schreibe, belebt sie meine Empfindungen für den grössten König und Menschen, wenn ich jene mir so wichtige Epoche meines Lebens in meiner Einsamkeit überdenke. -

Ihnen, meine Herrn, - so redete der König die Versammlung an - ist es bekannt, dass es dem Prinzen Carl von Lothringen gelungen ist, Schweidnitz zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen und sich Meister von Breslau zu machen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu thun. Ein Theil von Schlesien, meine Hauptstadt, und alle meine darin befindlich gewesenen Kriegsbedürfnisse sind dadurch verloren gegangen, und meine Widerwärtigkeiten würden aufs höchste gestiegen sein, setzte ich nicht ein unbegränztes Vertrauen in Ihren Muth, Ihre Standhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten mir be-