612. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE, ERBPRINZ VON ANHALT-DESSAU, IN JUNGBUNZLAU.

Berlin, 5. December 1741.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ew. Liebden Schreiben v. 30. d. habe sogleich erhalten und bedaure ich gar sehr, daraus zu ersehen, dass der Obristlieutenant Loë Baireuthischen Regiments verstorben, an welchem gewiss einen recht tüchtigen Officier verloren habe.

Da nach der von Ew. Liebden eingezogenen Nachricht der Feind im Begriff gestanden haben soll, gerade gegen die Alliirten zu marschiren und es annoch zu einer Bataille kommen zu lassen, so haben Ew. Liebden deshalb sehr wohl auf der Hut zu sein, und alles dergestalt zu disponiren, damit, wenn es zu einer Action kommet und solche vor die Alliirten unglücklich ausfiele, Ew. Liebden alsdann mit Dero Corps allenfalls nach Schlesien repliiren können. Sollte aber solche Action vor der Alliirten Armee glücklich ablaufen, so können Dieselbe aldann mit Dero Truppen bis an die mährischen Grenzen mit voran rücken, jedoch dass Deroselben die schlesischen Grenzen allemal zur <422>Seiten bleiben. Uebrigens, und darmit Ich um so schleuniger und zuverlässiger von allem, so dorten vorgehet, informiret sein möge, so haben Ew. Liebden Mir wöchentlich zweimal Estafetten zu schicken und die Briefe durch die Jägers bis dahin zu senden, von wannen sie auf das sicherste und geschwindeste durch eine Estafette überbracht werden können. Ich verbleibe mit wahrer Hochachtung Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Wohr Neipperg geschlagen wird, so schicken Sie eine Estafette an Schwerin, dass er sofort sich von Troppau empariret, und sollen Sie Glatz näher umschliessen oder auch wohr möglich suchen, Sich der Stadt zu bemeistern. Wann die Baiern geschlagen werden, so ruiniren Sie das Land vorwärts, dass Neipperg keine Subsistenz findet und ziehen Sich so weit zurücke, als es die Noth erfordert.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Archiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.