7410. AN DIE ETATSMINISTER GRAF PODEWILS UND GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Potsdam, 8. April 1756.

Meine liebe Geheime Etatsminister Graf von Podewils und Graf von Finckenstein. Es ist von verschiedenen Kaufleuten aus London ihren sowohl hiesigen als ausländischen Correspondenten geschrieben worden, wie man in Engelland unter dem 16. letztern Monats bei dem Parlamente beschlossen habe, alle fremde Flächsengarne zollfrei einpassiren zu lassen, um solchergestalt, und da auf das Einbringen derer Leinewandte ein grosser Impost geleget worden, die dortige Leinewandtfabriken emporzubringen und zu poussiren; selbst englische Kaufleute melden dabei, wie ihres Dafürhaltens diese Verfügung denen schlesischen Leinewandtfabriken und dem Handel mit solchen sehr nachtheilig sein und es damit binnen kurzem in Engelland vorbei sein werde. Wann nun, wie Ihr leicht ermessen werdet, diese Sache Mir von der grössten Wichtigkeit und Mir dahero die wahre Beschaffenheit davon zu wissen höchst nöthig ist, um solche Maassreguln zu ergreifen, wodurch aller Nachtheil für das schlesische Leinen-Négoce verhütet und abgewendet werden könne, so befehle Ich hierdurch, dass Ihr dem Chargé d'affaires zu London, dem Michell, noch mit der zunächst dahin abgehenden Post umständlich rescribiren und ihm aufgeben sollet, dass er dortigen Ortes nach dem zuerst gemeldeten Umstände sich ganz genau erkundigen und mit dem fordersamsten auch je eher je lieber pflichtmässig melden solle, ob die von dort überschriebene Nachricht gegründet und ob allenfalls die zollfreie Einpassirung auf alle Garne indistincte oder aber nur auf gewisse und auf welche eigentlich restringiret und festgesetzet, desgleichen wie hoch dorten die auswärtige Leinewandt zuletzt impostiret worden, auch welche Garne die Engelländer vornehmlich zu ihren Fabriken gebrauchen, auch endlich, ob sie allenfalls, wann die schlesischen Garne ihnen nicht weiter zugelassen würden, sich mit anderen, als sächsischen, braunschweigischen, westphälischen, würden behelfen können. Ueber welches alles Ihr gedachten Michell vermittelst eines chiffrirten Rescripts zu instruiren und dessen Antwort darauf zu pressiren habt.250-2 Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach der Ausfertigung.

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250-2 Demgemäss Ministerialerlass an Michell, d. d. Berlin 10. April.