7950. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Hauptquartier Seyda, 31. August 1756.

Des Königs Majestät haben mir befohlen, Ew. Excellenz zu melden, wie Dieselbe vor Dero Abreise von Potsdam vergessen hätten, Ew. Excellenz aufzutragen, Dero sämmtliche Minister im Reiche sowohl als insonderheit den zu Regensburg, sowie auch die andern auswärtigen Minister, sowohl von denen Umständen der von dem wiener Hofe dem von Klinggräffen ertheileten fièren und méprisanten Antwort, und aus was Ursachen Se. Königl. Majestät darauf die Resolution fassen müssen, das Praevenire zu gebrauchen, als auch von denen Motiven, warum Se. Königl. Majestät nach Sachsen marschiren müssen, wohl zu instruiren,317-1 damit selbige im Stande wären, davon zu sprechen und auf alles zu antworten. Welches ich also Ew. Excellenz noch melden sollte, um Sich mit des Herrn Grafen von Podewils Excellenz darüber zu concertiren, alle Expeditiones deshalb aber, sonderlich nach Regensburg, sehr zu beschleunigen, alles nur gleich auf Specialbefehl abgehen zu lassen und die nach Regensburg par Estafette abzusenden.

Ich verrichte demnach das mir anbefohlene hiermit, und da ich nicht weiss, ob Ew. Excellenz die Abschrift von verschiedenen dahin gehörigen Piècen mit Sich nach Berlin genommen haben, so lege allenfalls die Klinggräffen'sche Dépêche mit der Abschrift der Antwort des wienerschen Hofes und der von Sr. Königl. Majestät dazu gefertigten Noten317-2 hierbei; ferner eine Abschrift von der Dépêche, so an den Herrn von Klinggräffen wegen Forderung einer nochmaligen Declaration von dem wiener Hofe ergangen,317-3 und von dem, so an den Herrn von Maltzahn geschrieben worden.317-4 Ich habe die Ehre, Ew. Excellenz zugleich zu melden, wie des Königs Majestät bereits nebst beiden ersteren Piècen auch dem Herrn von Knyphausen ein Précis der Brühl' schen Correspondance aus dem bekannten Entwurf des sächsischen Manifestes communiciren lassen,317-5 von welchem dann desgleichen an den Michell in London und den von Hellen im Haag317-6 von hier aus<318> gesandt werden soll. Ich werde alles mögliche thun, um Ew. Excellenz noch eine Abschrift von solchem Précis zu senden; sollte es aber wegen der kurzen Zeit heute nicht geschehen können, so wird solches morgen noch erfolgen. Ich werde gleichfalls Ew. Excellenz noch eine Copie von der von dem Herrn von Maltzahn gestern von Dresden aus erfolgeten Antwort zuzusenden die Ehre haben, welches aber wegen Kürze der Zeit ohnmöglich heute geschehen kann. Uebrigens soll auf expressen Befehl Sr. Königl. Majestät an Ew. Excellenz melden, wie Dieselbe ein Mémoire raisonné präpariren möchten über die jetzige Zeitumstände, und warum die Pforte Ursach habe, eine grosse Attention darauf zu haben und Mesures desfalls zu nehmen, damit, wenn des Königs Majestät in etlichen Tagen Ew. Excellenz jemanden adres siren sollte, welchem solches Mémoire raisonné mit zur Instructiondienen solle, derselbe sich daraus gleich informiren könne.318-1

Eichel.

Nach der Ausfertigung..



317-1 Demgemäss Ministerialerlasse an Solms, Feriet, Plotho und die Residenten im Reiche, d. d. Berlin 31. August; Schreiben an den kölnischen Grosskanzler von Räsfeldt und den pfälzischen Conferenzminister von Wachtendonck, d. d. Berlin 31. August; Erlasse an Michell, Hellen, Benoît, d.d. Berlin 1. September, an Graf Cataneo in Venedig, d. d. Berlin 4. September; unter gleichem Datum deutsche Kanzleischreiben an die norddeutschen protestantischen Fürsten.

317-2 Vergl. Nr. 7923.

317-3 Vergl. Nr. 7914.

317-4 Vergl. Nr. 7915.

317-5 Vergl. Nr. 7936.

317-6 Vergl. Nr. 7948.

318-1 Vergl. Nr. 8043 S. 396.