8087. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Sedlitz, 21. September 1756.

Durch ein impardonnables Versehen ist es geschehen, dass gestern bei eiligem Zumachen derer an Ew. Excellenz adressirten Sachen die Anlage429-1 mit einzulegen vergessen worden, daher denn solche par Expressen noch nachschicke und Ew. Excellenz wegen des begangenen Verstosses und Uebereilung tausendmal um Vergebung bitte, zugleich auch einige Briefe von des Prinz Ferdinand Königl. Hoheit mit beifüge, im übrigen aber von Sr. Königl. Majestät wegen noch melde, dass, da M. Mitchell einige Informations zu haben verlangete,429-2 was es mit denen aus dem dresdenschen Archive genommenen Pièces vor Bewandniss habe, Ew. Excellenz denselben deshalb vorläufig au fait setzen und ihm sagen möchten, dass, nachdem des Königs Majestät die Gelegenheit gefunden, dass Deroselben durch einen sicheren Canal die Copien von verschiedenen importanten und secreten Dépêches von und an dem dresdener Hofe nach und nach communiciret worden wären, aus welchen dann auch das dem Herrn Mitchell communicirte Précis429-3 gefertiget worden wäre, es Deroselben ohnumgänglich nöthig geschienen habe, sich bei der Gelegenheit, da Dero Truppen nach Dresden gekommen, von denen Originalien solcher Dépêches zu empariren, da Sie es mit einem Minister, als der Graf Brühl wäre, zu thun gehabt, welcher sonsten, sobald er von dem Précis informiret worden, capable gewesen, die Originaldépêches verbrennen zu lassen und alsdenn dem Précis und denen authentiquen Copien, woraus letzteres gezogen, hautement ein Démenti zu geben und solche als controuviret auszuschreien. Ausser welchem nothwendigen Umstände Se. Königl. Majestät nicht im geringsten an das dresdensche Cabinetsarchiv würden haben rühren lassen, wie dann auch ausser solchen Depeschen nicht ein einiges Papier gerühret, noch herausgenommen worden sei. Im übrigen möchten Ew. Excellenz die verschiedene Dépêches des Grafen Flemming und auch andere, so in dem Précis allegiret worden, dem Herrn Mitchell auch vorlegen und in Dero Gegenwart aus den Originalien lesen lassen, unter denen ersteren dann insonderheit eine notable ent<430>halten, worin der Graf Kaunitz sich gegen den von Flemming geäussert, dass, im Fall der König von Engelland sich nicht zur Raison begeben und den Absichten des wienerschen Hofes conformiren werde, man Mittel finden würde, seinen Thron wanken zu machen.430-1 Welches bei dieser Gelegenheit Ew. Excellenz melden sollen.

Es ist übrigens gestern wieder eine par courrier geschickte Dépêche von dem Herrn von Knyphausen angekommen,430-2 mit welcher derselbe eine Liste derer Regimenter, so das französische Auxiliärcorps von 24,000, so der Königin von Hungern gegeben werden, und welches den 3. October zusammen sein soll, eingesandt hat, welche Dépêche ich hoffentlich morgen Ew. Excellenz werde in Original zusenden können, und die um so interessanter ist, als der von Knyphausen zugleich meldet, dass der österreichische Minister noch nicht den Mund aufgethan, um den allianzmässigen Secours zu reclamiren.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



429-1 Nicht bestimmbar.

429-2 Vergl. Nr. 8088.

429-3 Vergl. S. 431 Anm.

430-1 Vergl. S. 190.

430-2 Immediatbericht Knyphausen's, Paris 12. September. Vergl. Nr. 8091.