<259> Zeit versäumen sollet. In welcher Absicht Ich Euch dann alles zu disponiren und zu verfügen hierdurch lediglich überlasse, ohne dass Ihr nöthig habet, die Zeit mit Anfragen bei Mir zu verlieren. Ob und wie weit Ihr Euch auch des von Eickstedt1 darunter nützlich bedienen könnet, solches setze Ich lediglich auf Euer Ermessen aus und lasse Euch überhaupt dabei freie Hände.

Was sonst alle und jede übrige Reichstagessachen anbetrifft, da lasse Ich es dabei bewenden, dass Ihr schlechterdings den p. von Plotho darüber bescheiden müsset, weil Ich von denen Reichstagessachen zu wenig Kenntniss habe, als dass Ich darin etwas decidiren oder disponiren könne; nur muss gedachter von Plotho auf seine Berichte jedesmal prompt, solide und positiv beschieden werden. Welchem Ihr also gehörig nachzuleben habet. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach der Ausfertigung.


8598. AN DEN ETATSMINISTER EDLER VON PLOTHO IN REGENSBURG.

Plotho berichtet, Regensburg, 4. Februar 1757: „Auch, allergnädigster König und Herr, ist dasjenige, so auf hiesigem Reichstage gegen Ew. Königl. Majestät beschlossen worden und vielleicht noch ferner geschehen möchte, zwar so ernstlich als fürchterlich, und der kaiserliche Hof sammt dem Anhange hat durchgesetzet, was intendiret und concertiret worden; allein hiebei ist mehr gewonnen als verloren, und daher mich auch sehr gleichgültig dabei verhalten können. Die viele widrige majora kommen mit ihrem stellenden triplo denen wenigen, so zu solchen Maassregeln nicht concurriren wollen, bei weitem alle nicht gleich; ohne zu gedenken den grossen Unterscheid bei denen zu stellenden Mannschaften. Da nun diese wenige aber ansehnlichste Stände des Reiches zugleich so sehr brusquiret worden, so wird die genauere Zusammensetzung und engere Vereinigung mit solchen Ständen anjetzt um so leichter sein, mithin Ew. Königl. Majestät Partei mehr, als vorher gehoffet, wirklich verstärket werden. Nur würde das Eisen zu schmieden sein, weil es noch warm, und daher sehr ingeheim an solche engere Vereinigung und Zusammensetzung nur vorerst an einigen ansehnlichen Höfen im Reiche, und von welchen die übrige durch geheime Negociationes anherbeizuziehen, ohne Verzug zu arbeiten sein, nach vorhergenommenem Concert mit dem churhannövrischen Ministerio, als wodurch alles noch mehr befördert und erleichtert werden könnte. Bei die hochfürstlichen sächsischen Häuser, auch Hessen-Cassel und andere wohl gesinnete Höfe habe durch Dero hiesigen Gesandtschaften bereits dazu den Weg gebahnet. Es werden auch alle die evangelischen Höfe nach aller Vermuthung dazu ehender die Hand bieten als zu der Union mit der Krön Frankreich, so der Chevalier Folard2 bei solchen Höfen negociiret. Zugleich wäre auch bei solchen Höfen darauf anzutragen, ihre Gesandtschaften ebenfalls von hier abzuberufen und zu einem Communicationstage einen anderen sicheren und gelegenern Ort zu erwählen. Anlangend die fürchterliche Veranstaltungen, so stehen solche wohl auf dem Papiere, möchten aber sobald nicht ins Werk gerichtet werden können, auch solches aus so vielerlei Mannschaften zusammengestossenes und ohngefähr 20,000 Mann betragendes Corps nicht sehr zu fürchten sein. . . . Dem Churfürst von Mainz, welcher der übermüthigste, und besonders das ganze Reich in“



1 Der Kammergerichtsrath von Eickstedt war zur einer Rundreise an die deutschen Fürstenhöfe entsandt, um an den Orten, wo keine ständigen Vertreter Preussens sich befanden, den Intriguen des wiener Hofes entgegenzuwirken. Vergl. Nr. 8345.

2 Vergl. S. 211, 213. 267.