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Zuforderst habe Ich mit vieler Satisfaction daraus ersehen, was Ihr Mir von der gefasseten Resolution des bairischen Hofes und seiner guten Denkungsart für die Neutralité des Reiches in gegenwärtigen Umständen gemeldet habet, worin Ihr denselben dann auch allemal zu erhalten suchen und bestens gelten zu machen bemühet sein sollet, was insonderheit Baiern, als den österreichischen Landen zunächst belegen, von dem Orgueil des wienerschen Hofes zu gewärtigen haben würde, wenn dieser seine vaste und ambitieuse Absichten durch Unterdrückung derer mächtigsten Stände in Teutschland erreichen sollte.

Von der Mir sehr bekannten Habileté des Abbé Lemaire,1 dessen Pénétration und soliden Art zu denken, habe Ich Mir niemalen andere Sentiments vorstellen können, als die, so Ihr Mir von demselben bezeiget;2 Meine Hochachtung vor ihn wird auch ohnveränderlich bleiben, und habt Ihr dessen gute Sentiments und Neigung zu cultiviren. so viel es in gegenwärtigen Umständen der Wohlstand zulassen wird.

Das Hauptwerk jetzo ist, dass Ihr mit dem von Euch gemeldeten Espion3 baldigst zu conveniren suchet, damit derselbe, woferne Ihr ihm sonst gänzlich trauen könnet, fordersamst nach Wien abgehe und auf nachstehende Punkte hauptsächlich attendire, um davon Uns zuverlässig und, so viel möglich, bald zu benachrichtigen, nämlich was der wienersche Hof vor ein Projet zur künftigen Campagne habe, und wie er wegen solcher zu agiren Vorhabens sei; wenn und wo er meinet, Mich entamiren zu wollen; wie stark ihre Armée in Böhmen und wie stark in Mähren sein wird; ob der General Browne wieder in Böhmen commandiren wird und dergleichen mehr. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach dem Concept.


8344. AU GÉNÉRAL MAJOR DE MANSTEIN A DIPPOLDISWALDE.

Dresde, 18 novembre 1756.

Les rapports que vous m'avez faits du 17 et du 18 de ce mois, m'ont été bien rendus; par lesquels j'ai appris avec satisfaction le bon succès que vos arrangements faits touchant les déserteurs ont eu. Je



1 Vergl. Bd. X, 285.

2 Plotho berichtet, Regensburg 8. November: „Auch . . . ist der hiesige französische Minister, der Abbé Lemaire, über die so geschwinde Rapellirung des Königlich französischen Gesandten an Ew. Königl. Majestät Hofe (vergl. Bd. XIII, 581) ziemlich bestürzet, hat mir aber seiner unveränderlichen personellen Freundschaft versichert. Sollten Ew. Königl. Majestät vor gut und nöthig finden, mit dem Königlich französischen Hofe in einiger Connexion zu bleiben und an selbigen etwas gelangen lassen, so möchte der hiesige französische Minister, der Abbé Lemaire, nach dessen mir bekannten Moderation dazu am besten zu gebrauchen sein, und ich bin versichert, dass derselbe sich dessen nicht entziehen würde.“

3 Bode. Vergl. Bd. XIII, 588. 589.