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Was die auf Nachrichten ausgeschickte Officiers anlanget, da haben solche hauptsächlich ihre Attention auf die Franzosen, so sich bei Neuss und Mainz versammeln, und auf deren Mouvements, so sie machen wollen, zu richten; dann was die Reichsvölker angehet, da wird es sich lange trainiren, ehe solche zusammen zu bringen sein werden. Ich schicke Ew. Liebden hierbei einen Brief an Meine Schwester zu Baireuth1 mit dem Ersuchen, solchen mit Sicherheit und ohne allen Éclat bestellen zu lassen. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzog!. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.


8864. AN DEN GENERALLIEUTENANT BARON DE LA MOTTE IN MINDEN.

La Motte meldet, Minden 11. April: „Da ich eben von Bielefeld abreisen wollte,2 kamen des Herren Erbprinzen von Hessen-Cassel Durchlaucht und zeigte mir Ew. Königl. Majestät Ordre,3 dass ihm das Commando über die drei Regimenter übergeben wäre, und welches Dieselben auch sofort denen Regimentern bekannt machten. Ich erfreue mir also ohngemein, dass Ew. Königl. Majestät bis hieher meine Dispositiones gnädigst approbiret haben, durch Dero allerhöchstes Handschreiben unter selbigem Datum; wobei ich Ew. Königl. Majestät allerunterthänigst kann versichern, dass ich alle ersinnliche Déférence und Ménagement vor den Herren Erbprinzen gebrauchet habe, als commandirender und Ew. Königl. Majestät Ordres habender General aber befohlen, was einem jeden zur Achtung nöthig war. Ew. Königl. Majestät haben indessen die allergnädigste Einsicht, [dass Sie] mich als einen siebzigjährigen, der zwar den allerbesten Willen hat, aber dem es an Vermögen fehlet, zu Pferde mehr zu agiren, gleich so vielen anderen getreuen Knechten mit Brod zu versorgen in Gnaden geruhen werden. . . . Rittberg habe ganz ausgeleeret,4 das Schloss aber mit 50 Mann besetzet gehalten, und da Ew. Königl. Majestät mir befohlen, den Generalmajor von Jungken mit seinem Regiment dahin zu senden und auf Discretion zu leben,

Lockwitz, 15. April 1757.

Ich habe Euer an Mich unter dem 11. dieses erlassenes Schreiben erhalten, aus solchem aber ganz ohngerne und mit Mühe ersehen, wie Ihr den Einhalt Meines an des Generallieutenant Erbprinzen von Hessen-Cassel [Liebden] erlassenen Schreibens gar anders ausgeleget, als Ich solches verstanden habe, ohnerachtet Ich Euch doch Meine Intention darunter sowohl zugleich als nachhero zur Gnüge bekannt gemachet und Mich darunter gegen Euch im Vertrauen eröffnet habe.5 Ihr werdet von selbsten erachten — worüber Ich doch von Euch fordere, dass Ihr Mir das Secret menagiren und Euch gegen niemanden deshalb etwas äussern sollet — wie viele Ursachen Ich habe, gedachten Erbprinzen in gegenwärtigen Conjuncturen, bei den zumal von seines Herrn Vaters Durchlaucht erreichten Jahren und denen schwächlichen Gesundheitsumständen, worinnen er sich findet, zu menagiren, auf dass ersterer nicht eine Partie



1 Ein Schreiben vom 14. April, enthaltend die Anzeige von den bedenklichen Gesundheitsumständen der Königin-Mutter. Vergl. S. 289.

2 Vergl. S. 285.

3 Diese Ordre sowie die nachher erwähnte an La Motte, beide vom 5. April, liegen nicht vor.

4 Vergl. S. 479. 485.

5 Vergl. S. 454.