8559. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT IN KÖNIGSBERG.

Dresden, 25. Januar 1757.

Ich habe auch dasjenige ersehen, was Ihr Mir in Eurem Bericht vom 18. dieses von denen neuerlichen Bewegungen derer Russen in Eurer dortigen Nachbarschaft gemeldet habet. Ihr thut sehr wohl, eine grosse Attention darauf zu haben und Eure Mesures darnach zu dirigiren; inzwischen aber kann Ich Euch nicht verhalten, wie Meine Briefe, welche Ich letzthin noch und unter dem 4. dieses Monates immédiate aus Petersburg gehabt,226-2 von Euren Nachrichten in gewisser Maasse sehr differiren. Man versichert Mir in solchen in denen expressen Terminis, dass das Leben der russischen Kaiserin sehr ungewiss sei, und wann selbige verfallen sollte, die Scene sich dorten sehr verändern dörfte.

Diese Nachricht ist Mir auch aus Kopenhagen confirmiret worden;226-3 von daher Mir geschrieben wird, dass die Kaiserin zwar en public erschienen wäre, aber nichts desto weniger in Gefahr sei. Ausserdem sagen erwähnte Meine Nachrichten aus Petersburg, wie man versichere, dass Apraxin nächstens dahin nach Petersburg zurückkommen werde, dass man allda die Ankunft zweier österreichischer Generals von Wien erwartete, um einen Operationsplan vor die künftige Campagne zu formiren, und dass die Fourage und die Pferde in Livland zu fehlen anfingen.

Nach diesen Nachrichten sollte Ich fast urtheilen, als ob man auf Eurer Nachbarschaft vor der Hand nur noch Ostentationes werde machen wollen, zumalen wenn sich confirmiret, dass Apraxin eine Rückreise nach Petersburg thut, allwo noch eine starke Partie ist, so dem Kriege entgegen.

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Inzwischen und um es an guter Précaution nicht fehlen zu lassen, so könnet Ihr wohl einige Grenadierbataillons mobil machen, als woran gar nichts gelegen ist, wenn es geschiehet.

Friderich.

Nach dem Concept.



226-2 Vergl. Nr. 8557.

226-3 Bericht Häseler's, d. d. Kopenhagen 11. Januar.