8626. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT IN NEISSE.285-2

Dresden, 18. Februar 1757.

Mein lieber Generallieutenant von Winterfeldt. Ich habe aus Eurem an Mich unter dem 16. dieses Monats erstatteten Bericht sehr gerne erfahren, dass an Euren Orten noch alles ruhig und wohl ist, und dass es mit der Augmentation285-3 derer Regimenter und Corps sehr gut von Statten gehet.

Ich sage Euch auch den gnädigsten Dank vor die Mir zugleich communicirte Nachrichten, so Euch Eures Ortes eingegangen seind. Was die wegen des Feldmarschalls Browne anbetrifft, so dörfte es mit solchen wohl insoweit seine Richtigkeit haben, dass sich derselbe retiriren will, da Mir gleichfalls von guter Hand geschrieben worden, dass nach vielen Bestätigungen nicht mehr zu zweifeln sei, dass selbiger unter dem Vorwand von kränklichen Umständen das Commando niederlegen werde, weil er nicht unter dem von Prinz Karl von Lothringen und dem demselben zur Seite gegebenen Batthyany stehen will. Der sogenannte Bet285-4-Kolowrat soll eine der Armeen zu commandiren bekommen, und was Euch wegen der Uneinigkeiten zwischen denen Generals und unter denen Ministers in Wien gemeldet worden, solches confirmiren Meine Nachrichten; welches alles dann uns bei unseren Unternehmungen nicht schaden wird. Ob die Franzosen noch ihr Auxiliärcorps nach Böhmen schicken oder Geld davor geben werden, deshalb verändern sich die Nachrichten von einem Tage zum andern. Jetzo<286> soll das Vorhaben sein, dass sie mit 90 Bataillons und 70 Escadrons, so ohngefähr 57,000 complett machen, am Rhein agiren wollen, welches sich dann bald zeigen muss; allenfalls habe Ich das, was deshalb zu veranstalten ist, veranstaltet.286-1

Auf der Seite von Preussen ist noch alles ruhig, und ohnerachtet alles bösen Willens Meiner Feinde und der Mühe, so sie sich geben, den Apraxin sogleich agiren zu machen,286-2 so glaube Ich doch nicht, dass er solches vor dem Monat Mai wird effectuiren können;286-3 inzwischen der Feldmarschall Lehwaldt sich präpariret, solche tüchtig zu empfangen.

Mit Meinen hiesigen Arrangements hoffe Ich um die Mitte des künftigen Monats völlig fertig zu sein, werde aber nicht eher cantonniren, bis Ich sehe, dass sich der Feind recht zu rühren anfangen wird.

Was den Baron von Zedlitz anlanget, von dem Ihr vorschlaget, dass er als Sous-Lieutenant bei das Seydlitz'sche Husarenregiment gesetzet werden möge, da habe Ich solches agreiret, und dem Obristen von Seydlitz das nöthige bekannt gemachet, und zwar bei der Gelegenheit, da auch dessen fünf älteste Cornets nach dem von Zedlitz zu Secondelieutenants und vier Fahnjunkers zu Cornets avanciren. Uebrigens wird es Mir lieb sein, wenn Ihr den Generalfeldmarschall Grafen von Schwerin gesund und wohl sprechen werdet. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Hier ist alles noch ganz geruhig. Wegen meiner Augmentation wünsche ich, dass es den März durch auch noch stille bleibet; nach dem 20. April mögen sie thun, was sie wollen.

Friderich.

Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.



285-2 Winterfeldt halte am 18. Februar eine Besprechung mit Schwerin in Neisse.

285-3 Vergl. S. 256.

285-4 Vergl. Nr. 8627: „Kolowrat c'est un dévot.“

286-1 Vergl. Nr. 8588.

286-2 Vergl. Xr. 8582.

286-3 Vergl. S. 273.