8719. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT IN LANDSHUT.

Dresden, 12. März 1757.

Mein Heber Generalleutenant von Winterfeldt. Ich habe Euren Bericht vom 9. dieses wohl erhalten. Dass die Neckereien auch Eurer Orten angehen würden, solches bin Ich Mir vermuthen gewesen, und<368> zwar so, dass Ich nicht daran gezweifelt habe, dass solches nächstens geschehen würde, inzwischen es Mir lieb gewesen, dass die erste Probe, so das Volk gemachet, vor sie schlecht abgelaufen ist und ihnen zum Wiederkommen eben nicht recht Lust machen kann.

Des Herzog von Bevern Liebden haben in der Nacht zwischen dem 8. und 9. ihre Expedition in Böhmen in guter Ordnung laut Disposition übernommen;368-1 allein nach dero Berichte vom 9. dieses hat der Feind so wenig zu Grottau als denen übrigen Posten den Angriff nicht abgewartet, sondern durch Anzündung derer Fanals gleich alles in Alarm gesetzet und sich mit solcher Précipitation in die Gebirge gezogen, dass ausser einigen Schüssen, welche unter denen Husarenpatrouillen geschehen, nichts vorgefallen und nur 2 Panduren und 1 Husar gefangen ist. Der Feind hat sich übrigens zu Friedland sowohl als aus seinen andern Posten mit Hinterlassung einiger Mundportionen und Montirungsstücken über Hals und Kopf nach Reichenberg retiriret, und seind dessen Quartiere lange nicht so stark besetzet gewesen, als es debitiret worden ist. Friedland ist von ihm schon drei Stunden vorher verlassen worden, ehe die commandirte Truppen dorten angekommen seind. Ich habe des Herzog von Bevern Liebden befohlen, diesen Posten nur wieder zu verlassen,368-2 da er uns nichts nutze ist, Ich auch die Truppen nicht deshalb weiter fatiguiren will, und dieses nur gewesen ist, um ihnen die Zähne zu weisen und einigen Alarm unter sie zu bringen, so aber nicht weiter, als es zur Zeit nöthig ist, gehen muss.

Was Ich sonsten durch einen von hieraus nach Böhmen ausgeschickten Espion vor Nachricht erhalten, das lasse Ich Euch vermittelst der abschriftlichen Anlage communiciren;368-3 was derselbe wegen der Magazine ausgesagt, kann seine Richtigkeit haben, wegen dessen aber, so er von dem Project der Campagne gehöret haben will, zweifele Ich noch an der Richtigkeit.

Unsere Herrn Nachbaren von der rechten Flanke haben angefangen etwas wankelmüthig zu werden, und man spricht, dass die Herrn Hannoveraner noch wohl Lust haben dörften, eine Neutralité anzunehmen, welches ihnen aber hoffentlich nicht gelingen wird.368-4 Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Die Hannoverschen wollen gerne neutral bleiben und gehen mit ihren Präparatorien so langsam zu Werk, dass sie einen Prätext haben, zur Neutralität gezwungen zu werden. Ich habe an den König geschrieben;368-5 wor nicht alle Ehre in der Leute Herz erloschen ist, so müssen sie an der Stange halten.

Friderich.

Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.

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368-1 Vergl. S. 375.

368-2 Vergl. Nr. 8714.

368-3 Vergl. Nr. 8718 S. 367 Anm. 1.

368-4 Vergl. Nr. 8711.

368-5 Vergl. Nr. 8713.