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9295. AN DEN OBERST VON FINCK IN DRESDEN.

Harthau, 27. [August 1757].

Dar mir daran gelegen ist, zu wissen, ob der Feind bei Leitmeritz ein Magazin angeleget hat,1 so schreibe Er mir, was er davon weiss. Chossignon muss die Meissner Brücke ruiniren;2 wor kein Magazin in Meissen ist, soll Chossignon nach Dresden kommen.

NB. Die 12 und 24pfündige Canons und schwere Mortiere, so bei Prag gebraucht worden, sollen zu Wasser nach Magdeburg geschicket werden, und so viele Kranken, als sie wegschicken können, sollen nach Torgau, und, wor der allda zu viel seind, so können einige nach Wittenberg gebracht werden. Adieu.

Friderich.

Wor was neues von denen Franzosen gehöret wird, so muss ich es wissen.

Nach der Ausfertigung. Eigenhändig.



1 Eichel schreibt an Finckenstein, Dresden 29. August (vergl. schon S. 305. Anm. 4): „Ew. Excellenz habe bei dieser Gelegenheit nicht ermangeln sollen, von einem gestern geschehenen Évènement zu benachrichtigen, welches mich vor mein Particulier um so viel mehr betrübet hat, als es aus einer grossen Étourderie geschehen ist und dennoch viel Sprechens verursachen dörfte. Der Umstand ist dieser, dass, als sich bei der genommenen Bagage des Nadasdy (vergl. S. 305) unter dessen Briefschaften verschiedene Originalbriefe, und zwar von Leuten von Range, so bei der Königin von Polen Majestät täglich die Aufwartung haben, gefunden, worin dieselbe nicht nur mit Benennung gedachter Königin Majestät der österreichschen Generalität alle Beschaffenheit der hiesigen Garnison und alle hier gegen eine feindliche Surprise gemachte Veranstaltung bis auf die kleinsten Umstände beschrieben und die Oesterreicher gleichsam mit Versicherung, selbige gerne hier haben und introduciren helfen zu wollen, [invitiret], auch demnächst sich königlich polnischer Livréebedieneten gebrauchet haben, um solche Briefe sicher zu bestellen, sich demnächst auch unter andern ein p. dergleichen Brief gefunden hat, worin denen Oesterreichern an die Hand gegeben worden, sich der Stadt Meissen wegen der darin jetzo befindlichen schwachen Garnison [zu] bemeistern, insonderheit aber zur Surprise sich der dortigen Brücke über die Elbe zu bedienen, ehe solche die Preussen ruiniren möchten, um dadurch die dortige Garnison, Blessirte und Magazine der Preussen zu enleviren und sie von dem Cours der Elbe abzuschneiden. Dieses böse Conseil hat des Königs Majestät auf die Gedanken gebracht, dem hiesigen Herrn Obristen von Finck die Ordre zu geben, sogleich die Veranstaltung zu machen, dass die Brücke zu Meissen zum Uebergange unbrauchbar gemachet und abgedecket werden müsse. Erwähnter Herr Obrister hat auch darauf an den zu Meissen commandirenden Capitän oder Major von Chossignon von denen Freibataillons die Ordre gestellet, solche Brücke ohnbrauchbar zu machen, dabei aber ihm exprès vorgeschrieben, dass zu dem Ende er drei bis vier Joch von solcher abdecken lassen solle. Erwähnter de Chossignon aber hat sich mit dieser Ordre so übel genommen, dass, anstatt seiner Vorschrift zu folgen, er die ganze Brücke anstecken und abbrennen lassen, dabei es geschehen, dass ein paar Häuser durch das Feuer von der Brücke mit ergriffen und in die Asche geleget worden. Er entschuldiget sein Procédé damit, dass es zu viele Zeit erfordert haben würde, die Brücke abzubrechen, und er sich zugleich einer Revolte von der Bürgerschaft bei dem langsamen Abbrechen versehen müssen. Indess ist die Brücke abgebrannt, welches ausser Zweifel grosses Geschrei geben und ganz anders ausgeleget werden wird, da doch die Umstände der Wahrheit nach so seind, wie ich solche zu melden die Ehre gehabt.“