<387> von Braunschweig Liebden nach dem Magdeburgschen detachiret habe, um sowohl die Provinz Magdeburg gegen die Franzosen zu decken als auch das Halberstädtsche von denen darin wirklich geschehenen Invasionen der Franzosen zu befreien, welches auch insoweit glücklich reussiret ist, da der Prinz alles, was von Franzosen [darin] befunden, wegund zurückgejaget, auch eine gute Anzahl von Gefangenen gemacht hat. Indessen ziehen sich dennoch die französische Truppen corpsweise wiederum in dem Braunschweigschen zusammen und machen Miene, oberwärts sowohl in das Magdeburgsche und Halberstädtsche einzufallen, als auch durch die Altmark sich mit einem Corps Schweden conjungiren zu wollen, um Magdeburg zu blokiren; worunter Ich dann, so viel Mir möglich, zu remediren und des Prinzen Ferdinand Liebden zu souteniren suchen werde. Indessen werde Ich auf alle Mittel bedacht sein, um nach Möglichkeit allem Uebel zu remediren, und da die Russen wider alles Vermuthen auf einmal, und zwar mit sehr präcipitirten Märschen, Preussen evacuiret haben, so werde Ich, obschon die Ursache dieser sehr schleunigen Retraite Mir noch nicht eigentlich bekannt, den Generalfeldmarschall von Lehwaldt mit seinem Corps herauskommen lassen,1 der jedoch vor Ausgang November nicht hier sein kann, und dann sehen, wo Ich solchen am besten werde gebrauchen können.

Uebrigens muss Ich Ew. Liebden eröffnen, wie Ich Meine Ursachen habe, warum Ich Mich von dem Generalmajor von Rebentisch sehr zu mefiiren anfange.2 Dieselbe werden also wohl thun, auf dessen Conduite auf alle Weise genau Acht zu haben, maassen Ich fast davor schwören wollte, dass er nicht ein heimlicher Espion von denen Oesterreichern sei, worauf Ew. Liebden Attention zu nehmen recommandire. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Die Oesterreicher wollen Neisse belagern;3 mir däucht, es ist zu spät im Jahr.

Friderich.

Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.


9374. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FERDINAND VON BRAUNSCHWEIG.4

Quartier Buttelstedt, 29. September 1757.5

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich danke Ew. Liebden für die in Dero Schreiben vom 27. dieses Mir überschrie-



1 Vergl. Nr. 9372.

2 Rebentisch war aus österreichischen in preussische Dienste übergetreten. Vergl. Bd. XIV, 69. 203.

3 Mit einem Cabinetserlass, d. d. Buttelstädt 30. September, übersendet der König dem Herzoge die aus Wien stammenden Nachrichten über die Pläne der Oesterreicher gegen Neisse.

4 Vergl. S. 368. Anm. 2.

5 In einem zweiten Schreiben vom 29. September antwortet der König auf einen Bericht des Prinzen, d. d. Wanzleben 28. September, er habe nicht gar gern daraus erfahren, dass der Prinz „sich bei Annäherung eines Corps französischer Truppen bis auf Wanzleben repliiret habe“ ; am 27. hatte der König aus Kerspleben geschrieben, man müsse gegenüber der begonnenen Bewegung der Franzosen vorläufig sich abwartend verhalten.