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Was Mortiers betrifft, solche habe Ich jetzo hier bei Prag sehr nöthig, und da Prag in denen jetzigen Umständen wohl die Hauptsache ist, Ich auch in drei Tagen Meine Operation anzufangen gedenke, so kann Ich Ew. Liebden wohl jetzt keine Mortiers senden; wollen Dieselbe aber ein Regiment Cavallerie annoch haben, so will Ich das Regiment Leibcarabiniers zu Pferde, welches ganz complet ist, schicken, auch sodann, welches aber auch alles ist, so Ich darunter thun kann, 2 kleine 25pfündige Mortiers mitsenden.

Wenn Ew. Liebden inzwischen auch nichts weiter thun, als Mir den Leopold Daun vom Halse zu halten, so ist es Mir schon gut und genug; so viel aber wissen wir hier gewiss, dass die Oesterreicher das, was sie noch von Magazinen in Böhmen haben, nach Mähren zurückbringen lassen, und dass also Ew. Liebden von denen Leuten wohl nicht zu gewärtigen haben attaquiret zu werden. Meine bisherige Nachrichten aus Prag seind ziemlich favorabel, und vor Ende dieses Monates denke Ich hier mit allem fertig zu sein. Ich bin Ew. Liebden freundwillieer Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung.


8956. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Hauptquartier vor Prag, 17. Mai 1757.

Ew. Excellenz beide letztere Schreiben vom 7. und vom 14. dieses habe zu ihrer Zeit wohl zu erhalten die Ehre gehabt und habe bisher angestanden, Dieselbe mit meinen ferneren Zuschreiben zu behelligen, da alles hier in derselben Assiette geblieben und nichts Dero Attention werthes vorgefallen ist.

Des Königs Majestät, welche, gottlob! bei alle Dero Sorgen und Fatiguen sich recht munter und wohl befinden, occupiren Sich jetzo hauptsächlich, die Früchte Dero Sieges zu ernten und die nöthige Anstalten wegen Prag zu machen; der Anherotransport der dazu benöthigten schweren Artillerie hat Dieselbe darunter alleine aufgehalten, sobald aber dieses veranstaltet sein wird, so wird sich auch zeigen müssen, wie weit es mit Prag und einer Garnison, so aus dem grössesten Theil der österreichischen Generalität, auch, wie man saget, 40,000 Mann bestehet, zu bringen sein wird. Und da man sich nicht Staat machen kann, dass der Hunger und Mangel in der Stadt den eingeschlossenen Feind zu einer baldigen Uebergabe bringen dörfte, obschon gar kein Ueberfluss darin ist und der Mangel an dem zur Subsistenz nothwendigsten sich ziemlich äussert, so dörfte dennoch die Zeit, den Effect von solchen Extremitäten abzuwarten, etwas zu kurz fallen, mithin die Gewalt mit zu Hülfe genommen werden müssen, um zu sehen, wie weit damit zum Zwecke zu kommen; unglücklich ist inzwischen ein Ort allemal, den dergleichen Schicksal trifft. Uebrigens wird sich