8948. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IN HRZIB.

Hauptquartier bei Prag, 16. Mai 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden gestrigen Rapport habe Ich erhalten. Was Dero Marsch nach Kolin angehet,43-4 da glaube Ich nicht, dass der Feind was darin lassen wird, und wenn er es auch thäte, so wird solches auf ein paar Kanonenschüsse wohl herauslaufen. Es ist Kolin Ew. Liebden zu nichts weiter nutze, als nur allein, dass, wenn der Feind etwas über die Elbe detachiren will, Ew. Liebden alsdenn demselben gleich nachschicken können, um unsere Magazins zu decken ; sonsten ist dieser Ort weiter nichts nutze.

Mit denen Officiers von Kyau und von Krockow haben Ew. Liebden sehr nachdrücklich zu sprechen und zu schmählen, auch ihnen zu sagen, dass es pur und lediglich ihre Schuld und Négligence wäre, dass diese beide Regimenter an Pferden so schwach wären, und dass Ich um so weniger Ursach hätte, von ihnen zufrieden zu sein, da sie in der Bataille nicht ihr Devoir gebührend gethan, sondern auch durch Négligence die Pferde so herunterkommen lassen;43-5 als welches Ew. Liebden ihnen nachdrücklichst zu reprochiren haben.

Angehend die Stärke der feindlichen Armee daselbst, da glaube Ich gewiss, dass, wenn auch die Flüchtlinge aus der Bataille zu der<44>selben gestossen, solche dennoch überhaupt nicht viel über 20,000 Mann stark sein kann, als wovor Ich fast repondiren wollte. Von denen Zeitungen, so der zum Recognosciren ausgeschickt Gewesene von 16,000 Mann Succurs aus Ungern, von einer Rebellion daselbst44-1 und vom übrigen mitbringen wollen, da glaube Ich fast nicht ein Wort davon.

Den Posten zu Nimburg haben Ew. Liebden bis dato noch nicht nöthig zu besetzen; wenn die 2 Bataillons von Münchow mit denen Brodwagens und übrigem andern Fuhrwerk dahin kommen,44-2 so können sie den Ort besetzen, und, wenn das Bataillon von Kalenberg dazu hinkommet, so seind es 3 Bataillons, davon Ew. Liebden noch dazu etwas wegziehen können. Sowie aber Dieselbe in Kolin seind, so müssen Sie eine grosse Attention darauf haben, dass, wenn der Feind etwas über die Elbe detachiren will, Ew. Liebden auch gleich dahinschicken, damit die Magazins und alles dorten gedecket werde. Was Ich sonsten vor Ordres an die hinten noch zurückgestandenen Bataillons ergehen lassen, solches zeiget anliegender Extrait.44-3 Die Compagnie von Wied, so in Welwarn stehet, erwarte Ich stündlich hier; sowie sie hier angekommen sein wird, so werde sie nach Brandeis schicken44-4 und Brandeis von hier aus besetzen lassen.

Uebrigens judicire Ich aus allem, so Ew. Liebden Mir jetzo von des Feindes Position schreiben, dass er sein Lager nicht bei Kuttenberg genommen, sondern dass er seinen rechten Flügel gegen Neuhof, den linken aber gegen Sedletz gesetzet habe. Dieses Terrain kenne Ich;44-5 wenn man sonsten will, kann man ihn da bald tourniren, hieran aber ist nun noch nicht zu gedenken. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



43-4 Vergl. S. 33.

43-5 Vergl. S. 39.

44-1 Der Rapport des Spions enthielt die Angabe: „Es heisst auch, es wäre eine grosse Rebellion in Ungern zwischen den Evangelischen und Katholiken.“

44-2 Vergl. S. 40.

44-3 Liegt nicht mehr vor.

44-4 In Brandeis sollte sich die Compagnie mit den übrigen vom Regiment Wied dort stehenden Compagnien vereinen und sogleich darauf weiter zu dem Heere Bevern's marschiren.

44-5 Der König befand sich zur Zeit der Schlacht von Chotusitz in jener Gegend. Vergl. Bd. II, 163—172.