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Betreffend die Belegung, so der Feind dorten im Mährischen und der Orten machet, so bin Ich fast persuadiret, dass er solche nur machet, um die Chaîne seiner Winterquartiere daselbst zu ziehen und zu verhüten, dass man unsererseits nicht in Mähren penetriren und daselbst was mehrers unternehmen könne, und dass mithin dessen Absichten vor jetzt nicht offensive, wie man solche Eurer Orten nehmen will, sondern vielmehr nur defensive seind.

Was den Posten von Grätz anbetrifft, da ist es zwar ganz gut, dass dem Feind darüber Alarmes und Inquiétudes gegeben werden, um ihn durch Hin- und Rückmärsche zu fatiguiren; sonsten aber ist Grätz an sich ein schlechter Posten,1 welchen zu nehmen uns jetzo nicht helfen kann, noch solcher uns vor der Hand etwas nutze ist, den wir auch zu souteniren Mühe haben und dabei wohl gar riskiren würden, dass die darin gelegte Garnison aufgehoben und zu Kriegesgefangenen gemachet werden dörfte.

Ich wiederhole also nochmalen hierdurch, dass den Feind der Orten durch allerhand ihm zu gebende Jalousies zu alarmiren recht gut ist; es muss aber auch nicht weiter gehen, noch unsere Truppen dadurch fatiguiret werden. Ich habe Euch also dieses auch Eurer Orten zur Nachricht bekannt machen wollen, wie Ich solches bereits an den Generalmajor von Schmettau und Obristen von Werner2 gethan habe. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

P. S.

Auch gebe Ich Euch wegen dessen, so Ihr in einem Schreiben vom 12. dieses wegen eines jungen Fürsten Lubomirski vorstellig machet, in Antwort, dass, wie Ich glaube, letzterer schon hier ist oder doch nächster Tagen eintreffen wird, im übrigen gar nichts daran gelegen, noch von Euch versehen worden wäre, wenn Ihr auch solchen von Cosel aus hieher zu Mir gehen lassen, da Ich Euch nur just durch dasjenige, was Ich Euch vorhin davon geschrieben, bloss zu verstehen geben wollen, dass Ich diesen jungen Herrn vor einen Windbeutel, sowie viele und fast die mehreste seiner Landesleute seind, geurtheilet



1 Am 17. Januar berichtet der Generalmajor von Schmettau aus Troppau übel einen vergeblichen Angriff auf Grätz. Der König schreibt eigenhändig auf der Rückseite: „Da seind sie unbesonnen nach Grätz herangelaufen und haben es nicht genug en farce attaquiret. Sie sollen zwischen Troppau und Leobschütz, Hotzenplotz stehen bleiben.“ [Demgemäss Cabinetsbefehl an Schmettau, d. d. Breslau 19. Januar. An demselben Tage ein ähnlicher Befehl an den Oberst von Werner in Troppau.]

2 Die fast wörtlich übereinstimmende Ordre an den Generalmajor von Schmettau in Troppau ist in der vorliegenden Abschrift nicht datirt; sie wird ebenfalls vom 15. Januar zu datiren sein. Für Werner liegt auf der Rückseite des Berichts, d. d. Troppau 12. Januar, eine eigenhändige Weisung des Königs vor: „Der Feind machet gewisse allda die Kette seiner Winterquartiere. Man muss ihm ofte beunruhigen, aber nicht unsere Truppen fatiguiren.“