<323>

9859. AN DEN ADMINISTRATOR PRINZ DIETRICH VON ANHALT-DESSAU IN DESSAU.

Grüssau, 22. März 1758.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ew. Liebden Schreiben vom 16. dieses habe Ich erhalten. Um Mich über dessen Einhalt gegen Dieselbe, als Meinem alten guten Freunde, vertraulich zu expliciren, so werden Ew. Liebden Sich zurückerinnern belieben, wie sehr Ich gesuchet, das alte gute Vernehmen mit denen fürstlich Anhaltschen Häusern, so nach als vor, zu unterhalten, und was Ich denenselben deshalb zu mehrern Malen vorgestellet und an die Hand gegeben habe.1 Wie aber alles dieses bei solchen nichts verfangen, vielmehr selbige denen allen Gesetzen und Reichsverfassungen zuwiderlaufenden und denen alten fürstlichen Häusern selbst zum höchsten präjudicirenden Reichshofraths-Decretis zufolge die ganz illegale Avocatorien, und was dergleichen mehr ist, publiciret, mithin sich dadurch selbst gegen Mich als Feind declariren wollen, so ist es auch im geringsten Meine Schuld nicht, wenn Ich auch darauf oberwähnte drei fürstliche Häuser als feindselig gegen Mich ansehen, mithin dasjenige, was die Regeln des Krieges in dergleichen Fällen mit sich bringen, gegen dieselbe veranlassen müssen. Alle unangenehme Suiten davon haben also nurgedachte Häuser sich selbst zuzuschreiben, da sie Meine gütlichen und freundschaftlichen Erinnerungen gar nicht stattfinden lassen wollen. Ich bin auch nunmehro nicht im Stande, darunter etwas zu ändern, noch von dem, so verlanget worden, Mich im geringsten zu relachiren; mithin kann nichts anders übrig bleiben, als dass das geforderte2 nur je ehe je lieber berichtiget werde, sonsten die schwereste Executionen deshalb continuiren müssen, und gedachte Herren Fürsten sich den daher entstehenden Ruin des Landes selbst einig und allein beizumessen haben.3

Ich bin sonsten mit vieler Freundschaft Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.


9860. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT.

Grüssau, 24. März 1758.

Nachdem Ich den Einhalt Eures unter dem 19. dieses an Mich erlassenen Schreibens mit mehrern ersehen habe, so gehet es Mir zwar sehr nahe, dass Euer ganz ruhmwürdig erreichtes hohes Alter und die dabei fast ohnausbleibliche Infirmitäten Euch nicht mehr erlauben wollen,



1 Vergl. S. 86.

2 Vergl. S. 96. 144

3 In ähnlicher Weise antwortet der König, Grüssau 24. März, in einem Schreiben an die Fürsten von Bernburg und Kothen.