<370> Rechnung hätte die Stadt nunmehro schon über sein müssen, durch die unerlaubte Négligence und Ignorance der Artilleristen aber dauerte es damit so lange. Ich bäte ihn, er möchte selber beurtheilen, wie sehr Ich hier pressiret wäre, und wie nöthig es wäre, dass die Belagerung zu Ende käme, damit Ich weiter agiren könnte.

Denen Obristen von Dieskau und von Moller möchte er nur von Meinetwegen sagen, dass sie Erz-Ignoranten wären, die ihr Handwerk nicht verstünden.1 Ich wollte indessen hoffen, dass durch die Arrangements, so Ich anjetzo machen lassen, die Sachen etwas anders und besser gehen würden.

Weisungen für die Antwort; auf der Rückseite des Berichts von Treskow, d. d. Kloster Würben 10. April.


9917. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Grüssau, 10. April 1758.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ich habe Ew. Liebden Rapport vom 10. dieses erhalten. Der Panduren ihre Furcht und Terreur kann wohl so sehr gross nicht sein; denn wenn sie gleich bei der Affaire 15 bis 16 Mann verloren haben, so haben wir dabei doch auch gelitten. Ich halte davor, dass, wenn man sie nur in Respect halten kann, dass sie dorten stehen bleiben und nichts weiter tentiren, solches vor der Hand schon genug sei.

Was die Belagerung von Schweidnitz betrifft, so gehet es damit nunmehro etwas besser, indem unsere Batterien verschiedene feindliche Forts sehr beschädiget und eine Flèche ganz ruiniret haben, so dass das Feuer der Feinde sehr nachlasset; wie dann die Sapes nunmehro auch avanciret werden. Es gehet zwar nicht so geschwinde, wie Ich es wohl gewünschet hätte; inzwischen wenn man die Sache en gros ansiehet, so kann uns ein Aufschub von einigen Tagen nicht vielen Schaden thun.2

Ich recommandire Ew. Liebden, dasjenige nicht zu vergessen, was Ich Ihnen durch den Capitän von Kleist habe sagen lassen.3

Nach Meinen jetzigen Nachrichten und der Aussage der Deserteurs ziehet sich das Corps, so zur Armee gehöret, bei Königgrätz zusammen,



1 Vergl. Nr. 9915 mit Anm. 3. und S. 355. 357.

2 In einem Schreiben an Prinz Moritz vom 11. April zeigt der König an, dass es nunmehr mit der Belagerung von Schweidnitz „recht gut gehet“ , „und hoffe Ich, dass wir damit in 6, höchstens 8 Tagen fertig sein werden“ ; zugleich spricht der König seine Freude aus, dass das Dorf Dittersbach (nordwestlich von Braunau; vergl. Nr. 9914) von den Preussen besetzt worden sei. In einem Schreiben vom 12. erklärt sich der König zufrieden, dass auch Göhlenau besetzt worden sei; wenn eine Demonstration gemacht werde, so werde der Feind auch Wernersdorf „von Selbsten abandonniren“ .

3 Prinz Moritz deutet auf diese Mittheilungen hin in einem Berichte, d. d. Schlesisch-Friedland 9. April; was sie enthielten, ist jedoch nicht zu bestimmen.